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Zentrum: Diskussion um Berlins Mitte

Eine Akademie-Diskussion über Berlins Zentrum: Am Ende war man auch nicht schlauer, wie das Areal zwischen Fernsehturm und Schlossplatz zu gestalten sei.

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Am Ende war es ein Abend der Entschleunigung. Nicht nur, weil die Vorträge mit anschließender Podiumsdiskussion in der Akademie der Künste zur Gestaltung von Berlins Mitte fast drei Stunden dauerten. Sondern weil die Senatsbausenatorin Regula Lüscher zu der Erkenntnis gelangte, „dass wir tief nach der Seele des Ortes suchen müssen“. Es war ein Abend, an dem Worte wie „Sehnsucht“ und „Traum“ fielen. Und man am Ende auch nicht schlauer war, wie das Areal zwischen Fernsehturm und Schlossplatz zu gestalten sei.

Die Veranstaltung, bei der nur wenige Stühle frei blieben, trug den Titel: „Phantomschmerzen“. Diese können nach Amputation auftreten, der Betroffene spürt immer noch seinen vermeintlichen Arm oder das Bein. Berlins Mitte als klaffende Lücke, die schmerzt. Was stand dort einmal und warum? Was vermissen wir?

Die Architektin Mona El Khafif vom California College of Arts nannte New Yorks Bryant Park, den Museumsvorplatz in Amsterdam und das Museumsquartier in Wien als Beispiele dafür, wie Einheimische und Touristen (die „Erlebnisgesellschaft“) öffentliche Räume für Yoga, Veranstaltungen oder zur Mittagspause nutzten. Es seien Plätze, an denen eine „emotionale Bindung“ gelungen sei. Berlin würde sich in seiner „Be Berlin“-Kampagne bereits treffend darstellen, die Stadt kommuniziere Wandel und Offenheit. Das war Wasser auf die Mühlen der Senatsbaudirektorin. Die Vorträge seien eine Ermutigung, „mit Events und Eingriffen dem Wesen des Orts auf den Zahn zu fühlen, zusammen mit der Kirche, der Bevölkerung und dem Rathaus“, sagte Regula Lüscher.

Nicht zuletzt weil sich auf dem Areal auch die St. Marienkirche befindet, war Berlins Generalsuperintendent, der evangelische Theologe Ralf Meister, eingeladen worden. Er sprach von der Sehnsucht nach der räumlichen Umhüllung des Körpers und wünschte sich einen Ort der „qualitativen Trennung von alltäglicher großstädtischer Gemengelage“.

Ganz im Gegensatz zum Architekturkritiker Wolfgang Pehnt, der erkrankt war, seine Ausführungen aber von Donata Valentien, Direktorin der Sektion Baukunst der Akademie, vorlesen ließ. Er fürchtet mit dem Umzug der Dahlemer Museen ins Humboldtforum eine Verlängerung der Museumsinsel und somit eine Kulturbarriere, die das städtische Leben außerhalb der Öffnungszeiten lähmt. Er plädierte für „Bürgernähe und ein Stück Alltäglichkeit“. Stadtplaner Hildebrand Machleidt machte den Vorschlag, die Freifläche von 15 Hektar auf 4,7 Hektar zu verkleinern, die heutigen Maßstäbe seien unverhältnismäßig. Welche Dimensionen hat eine Staatsmitte, welche Dimensionen eine Stadtmitte? Machleidt zog einen Entwurf heran, den die Arbeitsgemeinschaft Spreeinsel im Auftrag des Senats vorgelegt hatte – vor 18 Jahren. Wie gesagt, es war ein Abend der Entschleunigung. Die Diskussion ist im Werden begriffen.

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