zum Hauptinhalt
Besucher auf dem Weg zum Festspielhaus in Salzburg.

© dpa/BARBARA GINDL

Diskussion um Dresscodes: Was soll ich anziehen, wenn ich in die Oper gehe?

Die Debatte um angemessene Outfits beim Opern-Besuch wird weiter lebhaft geführt. Dabei ist abends im Zuschauerraum ein ganz anderer Aspekt viel wichtiger.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Stand:

Viel mediale Aufmerksamkeit hat vor zwei Wochen die Entscheidung der Mailänder Scala bekommen, ab sofort Besuchern in Unterhemd und/oder Shorts den Zutritt zu verweigern. Meine Kolumne zu dem Thema löste auf der Tagesspiegel-Website eine lebhafte Debatte unter den Leserinnen und Lesern aus über den richtigen Dresscode in der Oper. Vielen Dank für das Engagement!

Im Zusammenhang mit der Diskussion um Mode und Musiktheater in Italien fiel mir ein, wie ich selbst einmal mit den Mailänder Kleidervorschriften in Konflikt geraten bin: Es muss ungefähr 15 Jahre her sein, dass ich für diese Zeitung an der serata inaugurale der Scala teilnehmen durfte, der festlichen (und sündhaft teuren) Saisoneröffnung, die stets am 7. Dezember stattfindet, dem Namenstag des Schutzpatrons der Stadt, dem Heiligen Ambrosius.

Überraschung an der Garderobe

Ich hatte zu diesem besonderen Anlass meinen besten schwarzen Anzug an, blitzblank gewienerte Lederschuhe und ein weißes Hemd. Aber keinen Schlips. Als ich an der Garderobe meinen Mantel abgab, schlug der Opernmitarbeiter hinterm Tresen tatsächlich vor, mir una cravatta auszuleihen.

Meine Antwort, dass ich grundsätzlich keinen Binder tragen würde, nahm er höflich hin – ein souveräner Umgang mit dem ungeschriebenen Gesetz des angemessenen Gala-Outfits für den Herrn in der Scala. Attitüde aus Überzeugung sticht in Italien eben sogar die Tradition.

Wenn ich es genau bedenke, ist die Optik derer, die im Zuschauerraum neben mir sitzen, übrigens bei Weitem nicht so wichtig wie ihr Geruch. Schließlich lauscht man den Arien gemeinsam im Dunkeln, seine Nase aber kann niemand verschließen, so sehr man sich das oft auch wünscht.

Wobei ich spontan gar nicht sagen könnte, welche Art der olfaktorischen Belästigung mir am unangenehmsten ist: überparfümierte Zeitgenossen? Sitznachbarinnen, die nach Schweiß riechen? Oder doch eher jene Opernfans, deren muffige Aura darauf verweist, dass ihrem Jackett nach der Entnahme aus der Kleiderschrank-Gruft eine gründliche Durchlüftung gutgetan hätte?

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })