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Warpaint, hier bei einem Konzert in Lettland 2015.

© Vlada Kanina / dpa / picture alliance

Warpaint im Astra: Division der Genießerinnen

Postmodern düster: Die Band Warpaint aus Los Angeles begeistert Kritiker und Publikum. Ihr Konzert im Astra liefert keine Antwort darauf, warum das so ist.

So kurz nach Halloween passt es gut, Warpaint in Berlin zu sehen. Gilt diese amerikanische Band doch als derzeit führende Erbverwalterin des guten alten Düster- und Gruftrock, der in den frühen achtziger Jahren seine Fans sich wie Untote schminken ließ – nicht nur an Halloween. Warpaint sind die postmoderne Variante dieses Gruftrock, ihr Sound enthält Elemente aus Dance-Musik und beim genaueren Hinhören auch aus dem Hip-Hop und R’n’B. The Cure trifft auf Beyoncé, wenn man so will. Aber warum soll man auch nicht wollen?

Früher war Gruftmusik etwas für Außenseiter, in der aufgelockerten, glamourösen Warpaint-Version ist sie etwas für die ganze Familie. Das Astra Kulturhaus, nicht die kleinste Konzerthalle in Berlin, ist ausverkauft, und die vier Frauen aus Los Angeles präsentieren hier ihr inzwischen drittes Album. Seit ihrem Debüt vor sechs Jahren gibt es um die Band einen großen Hype. Nicht nur die Kritik ist begeistert: Warpaint sind auch beim Publikum erfolgreich, wie sich im Astra leicht erkennen lässt. Aber warum eigentlich? Während des Konzerts findet sich auf diese Frage keine befriedigende Antwort.

Hipster und alte Herren

Okay, da sind diese ganzen Früh-Achtzigerjahre-Referenzen, die sich in den meisten Songs wirklich hübsch machen. Der Bass klingt bisweilen wie der von Peter Hook bei den seligen Joy Division, und die Dramatik in der Stimme von Sängerin Theresa Wayman erinnert tatsächlich an die von Siouxsie Sioux von den göttlichen Siouxsie and the Banshees. Die Originale vermochten es, Gänsehaut beim Hören zu erzeugen – doch der Auftritt von Warpaint lässt einen ziemlich kalt. Man sieht vier Frauen dabei zu, wie sie recht statisch auf der in ein mäßig gespenstisches rotes Licht getauchten Bühne herumstehen und ihre Instrumente bedienen. Warpaint spielen ihre cleveren Rocksongs, einen nach dem anderen, und man denkt eigentlich immer nur darüber nach, wann man sich denn nun das nächste Bier holen soll.

Das Publikum im Astra ist gemischt wie selten bei einem Rockkonzert. Viele Hipster sind zugegen und viele alte Herren, die wahrscheinlich speziell wegen besagter, sie an ihre Jugend erinnernden Peter-Hook-Bassläufe gekommen sind. Und alle sind schließlich wahnsinnig zufrieden mit dem Auftritt von Warpaint. Auch wenn man es nicht versteht: Irgendetwas scheint diese Band aus Los Angeles sehr richtig zu machen.

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