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Eddie Van Halen (1955-2020) bei einem Auftritt im New Yorker Madison Square Garden 1982.

© imago images/MediaPunch

Eddie Van Halen ist tot: Der Lichtgeschwindigkeitsvirtuose

Mit seiner Band Van Halen schrieb der Gitarrist Eddie Van Halen Hardrock-Geschichte. Jetzt ist er gestorben. Ein Nachruf.

Die Band mochte das Riff nicht. Es wurde auf einem Synthesizer gespielt, und sie waren schließlich eine Hardrock-Gruppe. Das passte einfach nicht zusammen.

Einige Jahre gingen ins Land, bis Eddie Van Halen seine Kollegen endlich überzeugen konnte, das markante Motiv an den Beginn ihrer nächsten Single zu setzen. Alle Zweifel verstummten, nachdem der Song 1983 kurz vor Weihnachten veröffentlicht wurde: „Jump“ stieg an die Spitze der US-Charts, zog das dazugehörige Album „1984“ ebenfalls in die Top Ten und katapultierte Van Halen von einer viel beachteten zu einer weltberühmten Band.

Für eine Weile waren Van Halen omnipräsent

Es begann eine Phase, in der man der Gruppe weder in den USA noch in Westeuropa entgehen konnte. Ihre Songs liefen ständig irgendwo im Radio, MTV zeigte täglich ihre Videos, in denen die vier Bandmitglieder ausgiebig ihre langen Mähnen schüttelten und vor allem Sänger David Lee Roth herumposierte wie ein geckenhafter Pfau. Sie waren die Rockband der Stunde, bevor Guns N’ Roses ihnen irgendwann den Rang abliefen.

Dass es ausgerechnet der poppigere, synthesizerlastigere Sound ihres sechsten Albums gewesen war, der zu diesem Erfolg geführt hatte, machte Eddie Van Halen, dem Gitarristen und kreativen Zentrum des Quartetts, nichts aus. Er liebte seinen neuen Oberheim-OB-Xa- Synthesizer genau wie seine zahlreichen, teils selbstgebauten Gitarren, auf denen er es zu einer atemberaubenden Meisterschaft brachte.

Ab Mitte der siebziger Jahre hatte er regelmäßig alle möglichen Wettbewerbe gewonnen und beeindruckte das Van-Halen-Publikum mit seiner Tapping-Technik, bei der die E-Gitarren-Saiten mit beiden Händen in schnellen kleinen Klopfbewegungen auf dem Griffbrett angeschlagen werden. Was später zu einem Heavy-Metal-Klischee verkam, war damals noch eine echte Attraktion, die Van Halens in den Clubs in und um ihre Heimatstadt Pasadena bekannt machte.

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Bei einem dieser zahllosen Konzerte zog die Band den Kiss-Bassisten Gene Simmons in ihren Bann, der ihr eine Session für Demoaufnahmen finanzierte. Seiner Empfehlung war es auch zu verdanken, dass Warner Van Halen unter Vertrag nahm und 1978 das selbstbetitelte Debütalbum herausbrachte.

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Dessen zweiter Song ist ein Solo von Eddie Van Halen, das zu Recht „Eruption“ heißt – 101 Sekunden Lichtgeschwindigkeitsvirtuosität, die ihm Vergleiche mit Jimi Hendrix eingebracht haben. Das Album, von dem innerhalb eines Jahres zwei Millionen Exemplare verkauft wurden, entwickelte sich zu einem Hardrock-Klassiker.

Was vor allem an Eddie Van Halens Songwriter-Qualitäten und seinen Monsterriffs lag – man höre nur noch einmal den Beginn von „Ain’t Talkin’ ’Bout Love“. Dass er diese Fähigkeiten auch in den Dienst anderer stellen konnte, bewies Van Halen 1983 bei seinem Gastauftritt in Michael Jacksons Hit „Beat It“. Er spielte darin eines seiner bekannteste Soli – ohne einen Credit oder Geld dafür zu bekommen.

Sein Bruder Alex saß bei Van Halen am Schlagzeug

Dass der 1955 in Nijmegen geborene Edward Lodewijk Van Halen einmal Musiker werden würde, zeichnete sich früh ab. Er und sein älterer Bruder Alex – die Familie war in den Sechzigern von den Niederlanden in die USA ausgewandert – nahmen erst Klavierunterricht, später spielte Eddie Schlagzeug, Alex Gitarre. Als sie die Instrumente tauschten, klickte es.

Zusammen mit Sänger David Lee Roth und Bassist Michael Anthony gründeten die Brüder Anfang der Siebziger die Band Mammoth. Weil es bereits eine Gruppe mit diesem Namen gab, schlug David Lee Roth vor, sich einfach Van Halen zu nennen.

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So harmonisch lief es in dem Quartett in späteren Jahren nicht immer ab. Vor allem der Gitarrist und der Sänger gerieten oft aneinander, bis Roth 1985 bei Van Halen ausstieg, um eine Solokarriere zu verfolgen.

Ersetzt wurde er von Sammy Hagar. Dass dieser Wechsel an prominenter Stelle dem Höhenflug von Van Halen zunächst nichts anhaben konnte, demonstrierte einmal mehr, wer der künstlerische Kopf der Gruppe war: Eddie Van Halen.

Das 1986 mit Hagar veröffentlichte Album „5150“ kam auf den ersten Platz der US-Charts und war damit noch erfolgreicher als der Vorgänger „1984“. Mit „Why Can’t This Be Love“ war ein neuer MTV-Hit geboren, bei dem Eddie Van Halen wahrscheinlich keine Probleme hatte das Synthesizer-Intro durchzusetzen. Wobei der Klang nicht weit von einer verzerrten Gitarre entfernt war.

Ab Mitte der Neunziger geriet die Band ins Schlingern. Hagar und Van Halen zofften sich ständig, wobei auch die Alkohol- und Drogenprobleme des Gitarristen eine Rolle spielten. Er feuerte Hagar und holte kurzzeitig David Lee Roth zurück. Doch die großen Zeiten der Band waren unwiederbringlich vorüber. Eddie Van Halen ging in den nuller Jahren durch viele private und gesundheitliche Krisen. Jetzt ist er mit 65 Jahren in Santa Monica gestorben. Er erlag einer Krebserkrankung.

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