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Das könnte Saša Stanišić sein, der seinem Sohn was vorliest. Gezeichnet hat dieses Bild in jedem Fall Katja Spitzer.

© Aus dem besprochenen Band

Ein Kinderbuch von Saša Stanišić und Katja Spitzer: Bilder für Erfahrungen

Geschichten, die sich erzählen lassen und Spaß machen: Saša Stanišićs und Katja Spitzers wundervolles Kinderbuch "Hey, hey, hey, Taxi"

Viele Eltern kennen das: Manchmal finden Kinder die Geschichten viel spannender, die ihnen nicht vorgelesen, sondern schlicht und einfach spontan erzählt werden. Das ist nicht jeder Mutter oder jedes Vaters Sache, klar, dafür braucht es bisweilen Fantasie, schnelle Einfälle und eine gewisse Furchtlosigkeit davor, dass nicht alles plausibel sein muss, diese Geschichten sich sowieso der nüchternen Realität verweigern.

Was er für ein großartiger Erzähler ist, hat Saša Stanišić in einem Roman wie „Der Soć ldat, der das Grammophon reparierte“ oder zuletzt in „Herkunft“ hinreichend beweisen.

"Meine Ziele waren: erfreuen, gut verwirren"

Dass er auch seinem Söhnchen spontan Geschichten erzählt, „beim Zähneputzen mit ihm, beim Wandern, vorm Einschlafen“, berichtet Stanišić jetzt im Vorwort seines ersten Kinderbuchs „Hey, hey, hey, Taxi“, zu dem die Berliner Zeichnerin Katja Spitzer wundervoll klare, bunte und kindgerechte Illustrationen beigesteuert hat: „Meine Ziele waren: erfreuen, gut verwirren, zum Miterzählen animieren, Bilder für Erfahrungen schaffen, die das Kind umtreiben: Angst, Mut, Trotz, Verlust, Kameradschaft, Gerechtigkeit.“

Alle Geschichten in diesem Buch beginnen damit, dass der Ich-Erzähler in ein Taxi steigt und dann auf der jeweiligen Fahrt die seltsamsten, lustigsten, absurdesten Erlebnisse hat. Mal ist seine Fahrerin eine kleine, traurige Giraffe, die lieber Sängerin sein würde, mal bemerkt er, dass alle Ampeln weg sind und an ihrer Stelle Gurken, Tomaten und gelbe Paprika den Verkehr regeln sollen.

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Mal ist das Taxi ein „Käserad“ und der Fahrer eine Maus und es geht ganz hinreißend um Sehnsucht. Oder der Fahrer ist ein Zwerg, der den Erzähler nicht dahin fährt, wohin er will, sondern in das Zwergenland, wo es Probleme mit dem Drachen gibt. Der Grund: Der kleinste Zwerg, der bunte Haare hat und Fieberthermometer heißt, hat dem Drachen seine Zahnbürste geklaut; in einer Fortsetzung erfreut sich Fieberthermometer an dem diamantbesetzten Besen des Drachens, und auch hier sind die nachfolgenden Turbulenzen nicht ohne.

Es gibt also einige wiederkehrende Figuren in „Hey, hey, hey, Taxi“, neben den Zwergen zum Beispiel die Piraten oder der Taxifahrer Odjo Odjo. Das beweist, wie viel Spaß Stanišić beim Erzählen hatte, wie er manche Story anderntags mit Wonne ausgebaut hat (und sicher bat ihn auch sein Sohn dann und wann um Neues von Fieberthermometer oder Odjo Odjo).

Es geht "sturmös" zu, es wird "geflitzsekündelt"

Saša Stanišić erzählt Sinnfälliges und weniger Sinnfälliges, manchmal stellt er Zwischenfragen, manchmal erfindet er neue Worte (flitzsekündeln, sturmös, Schieffische oder Kaninchenchen).

Am schönsten ist vielleicht die Geschichte über die Heldin, die keine sein will, weil sie in Geschichten nur etwas tun möchte, „das niemanden etwas bringt.“

Denn am wichtigsten ist auch bei diesen wunderbaren Geschichten, dass sie sich „erzählen lassen“, dass von Vorlesenden und Kindern Worte dafür gefunden werden. Und dass hier jemand immer wieder zu seinem Kind zurückkehrt und es nie im Stich lässt.

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