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Ein Streaming-Netzwerk aller deutscher Sender: Denkt vom Nutzer her!

Bisher sind alle Initiativen einer gemeinsamen Inhalte-Plattform gescheitert. Jetzt gibt es einen neuen Vorstoß.

Es hat Milliarden von Ladekabeln gedauert, aber im Herbst 2024 soll das die einheitliche USB-C-Ladebuchse kommen. Die Produzenten von Smartphones sind nicht unbedingt erfreut, denn der „Kabelsalat“ ist ein einträgliches Geschäft. Was die EU beschlossen hat, wird allerdings ein Segen für die Nutzerinnen und Nutzer sein.

Vollgestopfte Oberflächen

Und steckt da nicht auch ein Vorbild drin für die deutschen Fernsehanbieter drin? Die meisten Smartphones und Laptops sind vollgestopft mit Apps von ARD über RTL bis ZDF. Und suchen am Ende nicht doch die meisten bei Youtube den einen Krimi oder den besonderen Inhalt? Die schöne neue digitale Plattformwelt funktioniert bislang nach althergebrachten Regeln. Jeder für sich und möglichst gegen alle.

Wie beim Ladekabel hat es nicht an Initiativen gemangelt, das Vielerlei des Angebots auf einer gemeinsamen Inhalte-Plattform zusammenzuführen. Erinnern Sie sich noch an „Germany’s Gold“? Eine Online-Videothek, projektiert von ARD und ZDF und 2013 nach Einsprüchen des Kartellamts beerdigt, weil die Behörde den Wettbewerb behindert sah. Nichts anderes passierte, als die privaten Sendergruppen von RTL und ProSiebenSat1 ihre Mediatheken vereinigen wollten.

Dabei muss es nicht bleiben, der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat1, Bert Habets, hat ein gemeinsames Streaming-Netzwerk für Inhalte öffentlich-rechtlicher wie privater Sender in Deutschland vorgeschlagen. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke hat den Ball aufgenommen. Er sorge sich um die Stabilität des dualen Systems im Angesicht „gigantischer Multis“ auf dem deutschen Markt.

Also eine Plattform „Made in Germany“? Vielfalt, Qualität, faktenbasierte Inhalte statt Desinformationen, wer wollte da Nein sagen? Es mag kurios klingen, aber vielleicht haben die Sender selber die größten Bedenken. Eine solche gemeinsame Plattform müsste die tagtägliche Konkurrenz quasi aufheben, es müsste der Grundsatz gelten: Jeder Inhalt wird sichtbar, alle Inhalte werden diskriminierungsfrei angeboten. Fangen die Probleme schon an: Gibt einer, nur zum Beispiel, bei der Suchfunktion „Krimi“ ein, was wird dann an erster Stelle angeboten? „Tatort“, „Soko“ oder „Miss Merkel“?

Die Denkrichtung muss sich ändern. Nicht Gründe für eine Absage finden, sondern Argumente für ein Gelingen. Die internationalen Konzerne von Netflix über Metaversum bis Youtube sind in Deutschland auch deswegen so erfolgreich, weil sie nicht klein, sondern groß denken. Und vom Nutzer her.

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