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Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt erhofft sich von der Kooperation von „Nius“ und „Exxpress“ einen engen Austausch.

© dpa/Tobias Steinmaurer

Einstieg in Österreich: Reichelts „Nius“ kooperiert mit Wiener „Exxpress“

„Nius“-Mäzen Frank Gotthard steigt „zum Start“ mit 25 Prozent beim österreichischen Boulevard-Portal „Exxpress“ ein. Inhaltlich ist das Investment keine Überraschung.

Thematisch passt die Verbindung sicherlich perfekt: Meldungen wie „Parfum gegen Klima-Chaoten: Ex-Polizist muss 2700 Euro Strafe zahlen“ oder „,Ideologisch fehlgeleitete missbrauchte Kinder‘: Monika Gruber schießt gegen ,Klima-Deppen‘“, die am Donnerstagmorgen im Newsticker des österreichischen Boulevard-Portals „Exxpress“ standen, würden genauso gut zum deutschen Pendant Nius.de von Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt passen. Und so verwundert es wenig, dass der „Exxpress“ jetzt „in eigener Sache“ eine Kooperation zwischen den beiden populistischen News-Angeboten bekannt gab.

Unterfüttert wird die Kooperation von „Exxpress“ und Nius.de durch eine finanzielle Beteiligung des Nius-Gesellschafters Vius SE von Milliardär Frank Gotthard „zum Start“ in Höhe von 25 Prozent. Vius erhofft sich von dem Deal Synergieeffekte und eine erfolgreiche Fortsetzung des Wachstumskurses.

Das österreichische Portal gibt es seit drei Jahren, „Nius“ ging im Juli 2023 online. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) prüft derzeit nach mehreren Beschwerden gegen „Nius“, ob gegen das von Julian Reichelt verantwortete News-Angebot ein Verfahren eröffnet werden muss. Es geht um die Einhaltung journalistischer Sorgfaltspflichten. Mit einer Entscheidung ist möglicherweise im Juni zu rechnen.

Nius wurde unter anderem angekreidet, dass es das Plagiatsgutachten über die Vize-Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, Alexandra Föderl-Schmid, finanziert haben soll. Dem österreichischen Plagiatjäger Stefan Weber zufolge hatte Nius eine vierstellige Summe gezahlt, damit er Föderl-Schmids Dissertation an der Universität Salzburg und ihre Diplomarbeit untersucht. Die Universität hat nach Abschluss der Untersuchung kein Fehlverhalten feststellen können, Föderl-Schmid darf ihren Doktortitel behalten. Die von der „Süddeutschen Zeitung“ eingesetzte unabhängige Kommission konnte bezüglich ihrer journalistischen Arbeit ebenfalls kein systematisches Abschreiben erkennen.

Auch das Portal „Exxpress“ wird kritisch gesehen. Der österreichische „Standard“ etwa erinnert daran, dass „Kobuk“ und „Falter“ dem Portal „in einer umfangreichen Recherche etwa die Übernahme russischer Propaganda-Narrative“ vorgeworfen haben.

„Exxpress“ bezeichnet sich selbst als „Nachrichtenportal für Selbstdenker“. Herausgeberin Eva Schütz freut sich „außerordentlich“ über diesen Zusammenschluss. „Mit dem erfahrenen Team von NiUS als Partner sind wir noch besser gerüstet, diese zentralen Werte weiter voranzutreiben und die Medienlandschaft in Österreich zu bereichern“, schreibt Schütz zur Bekanntgabe des Vius-Einstiegs.

Anfang des Jahres kam es zu einem Zerwürfnis zwischen Schütz und Gründungschefredakteur und Minderheitsgesellschafter Richard Schmitt. Nach dem Abgang von Schmitt kündigte Schütz eine Neuausrichtung und Verbreiterung des Mediums an. Zu dem Zeitpunkt hatte Schütz Pläne zur Erweiterung des Gesellschafterkreises noch verneint.

Nius-Chef Julian Reichelt wird in der Ankündigung ebenfalls zitiert. „Bei NiUS betrachten wir es als unsere Mission, auch zu schreiben, worüber andere schweigen.  Ich (…) bin überzeugt, dass ein enger Austausch zwischen unseren Medienhäusern für beide Seiten von großem Vorteil sein wird“, lässt der geschasste Ex-„Bild“-Chef verlauten.

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