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Berlin als beliebter Serien-Drehort. Tom Tykwer mit Kameramann Frank Griebe am Set von „Babylon Berlin“ vor dem Roten Rathaus.

© Frédéric Batier/X Filme

Fachkräftemangel: Wenn am Set Mitarbeiter fehlen

Film, Fernsehen, Streaming, Games – die Firmen der Kreativbranchen in Berlin und Brandenburg suchen händeringend neue Mitarbeiter.

Im Verhältnis zur Gesamtwirtschaft in der Metropolenregion Berlin-Brandenburg geht es der Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft ausgezeichnet. 6200 Drehtage, an denen hier im vergangenen Jahr neue Fernseh- und Streamingserien produziert wurden, sind ein neuer eindrucksvoller Rekord.

Zwar drücken Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation auch in diesen Wirtschaftszweigen die Stimmung, insgesamt wird die Lage aber überwiegend positiv bewertet, wie das am Mittwoch vorgestellte „medien.barometer“ des Netzwerkvereins Medianet Berlin-Brandenburg ergibt. 272 Unternehmen haben an der Befragung teilgenommen, die zum 20. Mal stattfand.  

Tatsächlich verschärft die positive Situation ein Problem zusätzlich, mit dem die deutsche Wirtschaft insgesamt zu kämpfen hat: der Fachkräftemangel. Im Baby-Boomer-Jahr 1964 wurden 1,5 Millionen Kinder in Deutschland geboren, Jahrgänge wie dieser gehen dem Arbeitsmarkt absehbar verloren. 2009 wurden hingegen nur 736.000 Kinder geboren, die in den nächsten Jahren die Lücken füllen können, rechnet Medianet-Chefin Jeannine Koch exemplarisch vor.

Entsprechend groß ist der Fachkräftebedarf in der Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft in Berlin und Brandenburg. 80 Prozent der Unternehmen geben an, Probleme bei der Besetzung von geeigneten Mitarbeitern zu haben. „In der Filmwirtschaft werden händeringend Mitarbeitende am Set gesucht – und zwar in sämtlichen Positionen“, führt Koch ein konkretes Beispiel an.

Was die Wirtschaft selbst tun sollte

Koch sieht dabei die Wirtschaft selbst gefordert, um das Personal von morgen auszubilden oder via Quereinstiegsprogrammen für sich zu begeistern. „Die UFA in Potsdam bietet mit ihrer UFA Academy einen Quereinstieg innerhalb von zwei Jahren an. Auch das Erich Pommer Institut bietet verschiedene Programme an, sich im Medienbereich weiterzubilden“, hebt sie hervor. „Wenn weitere solcher Programme Schule machen, wenn die Bildungsstätten und Hochschulen ihre Programme an die neuen Job-Profile schneller anpassen und wenn die Politik an bestehenden Hürden arbeitet, dann kann diese Herausforderung auf lange Sicht gemeistert werden“, ist ihre Hoffnung.

Im Jahr 2022 haben deutlich mehr Unternehmen der Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft Mitarbeiter eingestellt (43 Prozent) als Personal abgebaut. Über die Hälfte der Firmen will 2023 die Mitarbeiterzahl erhöhen. Dabei wird der Arbeitsmarkt besonders beim kreativen Personal immer enger, besonders hoch ist der Bedarf im mittleren Job-Level.

Das wirkt sich auch auf die Beschäftigung von Mitarbeitern ohne deutsche Staatsbürgerschaft aus. Drei Viertel der Unternehmen haben ausländische Mitarbeiter, zumeist aus EU-Ländern. Jedes fünfte Unternehmen beschäftigt Geflüchtete, vor allem aus der Ukraine, Syrien, dem Iran oder Belarus.

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