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Fauler Kater, fleißiger Zeichner: Garfield-Schöpfer Jim Davis wird 80
Seit fünf Jahrzehnten rüpelt sich Comic-Kater Garfield durch die Welt. Jetzt gibt es zum 80. Geburtstag seines Erfinders zwei neue Bände mit gesammelten Strips.
Stand:
Man muss kein Comic-Fan, ja nicht mal ein Katzenliebhaber sein, um Garfield zu kennen. Vor allem in den 1980ern und 90ern war der verfressene Egomane praktisch überall. Am 19. Juni 1978 erschien der erste Garfield-Comic-Strip in mehr als drei Dutzend US-amerikanischen Tageszeitungen.
2002 schaffte es der orangefarbene Kater, dessen gezeichnete Eskapaden derzeit weltweit in rund 2600 Zeitungen, 100 Ländern und 40 Sprachen abgedruckt werden, aufgrund seiner Verbreitung sogar ins Guinness-Buch der Rekorde. Auf Facebook hat er 14 Millionen Follower.
Erst im vergangenen Jahr gab es mit „Garfield – Eine extra Portion Abenteuer“ wieder einen neuen Kinofilm, der nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur weltweit mehr als 200 Millionen Euro einspielte.

© Abbildung: dpa
Davis wuchs mit streunenden Katzen auf
Erfunden wurde Garfield von Jim Davis, der am 28. Juli 1945 auf einer Farm in James Deans Heimatstadt Marion im US-Bundesstaat Indiana geboren wurde. Dort wuchs er mit bis zu 25 streunenden Katzen auf. Sein eigener, tierisch vermenschlichter Comic-Kater, der lieber satt vor dem Fernseher abhängt, statt draußen herumzustreunen, machte den Amerikaner zum Millionär. An diesem Montag wird Jim Davis 80.
Davis, der unter anderem von Peanuts-Erfinder Charles M. Schulz beeinflusst wurde, steht einem wahren Garfield-Imperium vor. Insbesondere die Merchandise-Lizenzen für Kleidung, Bettwäsche, Schlüsselanhänger, Figuren und Stofftiere spülten viel Geld in die Kasse – angeblich soll es 5000 Garfield-Fanartikel geben.
Dazu kommen diverse Filme und mehrere erfolgreiche Zeichentrickserien fürs Fernsehen, die sogar ein Spin-off ohne Garfield hervorbrachten, in dem das Leben mehrerer Farmtiere behandelt wurde. In der Realverfilmung von 2004, die Garfield mithilfe moderner Computereffekte zum Leben erweckte, lieh ihm Thomas Gottschalk seine Stimme.

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Garfield ist der Prototyp des Antihelden
In den frühen Comic-Strips hatte der unförmige Kater nur wenig Ähnlichkeit mit der späteren Multimedia-Ikone. Im Laufe der Zeit durchlief Garfield, den Jim Davis aufgrund seines Sarkasmus, seiner Ich-Bezogenheit und seiner Rüpelhaftigkeit als Antihelden sieht, optisch eine unübersehbare Evolution.
Der Montags-Hasser, Nickerchen-Spezialist und Teddy-Knuddler büßte an Masse ein, behielt aber sein charakteristisches Gewichtsproblem. Zugleich wurde er etwas niedlicher und gewann wesentlich mehr Ausdrucksvermögen. Zudem verlagerte der Faulpelz, von dem Mäuse garantiert nichts zu befürchten haben und der die Vogeltränke im Garten gern zu seinem persönlichen Schnellimbiss machen würde, seine Gangart auf zwei Beine.
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Doch im Comic, dem der zeitlose Status quo eigentlich heilig ist, veränderte sich in fast 50 Jahren noch mehr. Garfields dusseliger Besitzer Jon Arbuckle, dessen eigentlicher Beruf des Comiczeichners seit dem ersten Strip nie wieder thematisiert wurde, konnte nach Dekaden als Loser eines Tages endlich seine große Liebe gewinnen (und obwohl Liz eine Tierärztin ist, findet Garfield sie gar nicht übel).

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Selbst die Technik hat Garfield in den täglich erscheinenden Strips, die Davis bis heute zusammen mit mehreren Assistenten umsetzt, irgendwann eingeholt. Computer, Smartphones und das Internet kommen seit einigen Jahren immer mal vor, und statt klassisch von Hand werden sie mittlerweile digital koloriert.
Der Vierbeiner schikaniert den Zweibeiner
Was sich dagegen kaum verändert hat, das ist die Tiefe des Comics, der im Vergleich zu anderen Klassikern eher selten auf große Einsichten oder gar philosophische Dimensionen setzt. Obwohl die Kommunikation zwischen Jon und Garfield, dessen Gedanken nur der Leser kennt, schon eine Philosophie für sich scheint.
In den Gags schikaniert der zynische Garfield seit jeher seinen Versorger oder seinen verstrahlten Hunde-Mitbewohner Odie. Wenn nicht, faulenzt er auf olympischem Niveau oder überlegt, wie er an den nächsten Snack oder Koffeinschub kommt.
Je schlimmer die Dinge sind, desto mehr Humor ist nötig.
Jim Davis
In dieser Hinsicht ist Jim Davis seinem simplen Konzept stets treu geblieben. „Ich erschuf Garfield nicht, um Kommentare zu Gesellschaftsproblemen oder zur Politik abzugeben“, erklärte der Zeichner 2018 im Jubiläumsband „Garfield: 40 Jahre Lachen & Lasagne. Happy Birthday to me!“, mit dem Garfields deutscher Verlag Egmont den Comic-Kater damals feierte.
„Je schlimmer die Dinge sind, desto mehr Humor ist nötig“, fasste Davis in jenem Band seine Einstellung zusammen. „Mein Job ist es, die Leute aufzuheitern und zum Lachen zu bringen.“ Außerdem verriet er, was ihm beim Zeichnen am schwersten falle: Hunde.
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