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Der Platz am Kulturforum wird nach Johanna und Eduard Arnhold benannt.

© imago/Jürgen Ritter

Festakt am Kulturforum: Die Piazzetta wird zum Johanna-und-Eduard-Arnhold-Platz

Neue Adresse ehrt die Kunstmäzene Arnhold und das zivilgesellschaftliche Engagement des jüdischen Bürgertums im ehemaligen Tiergartenviertel.

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Die Piazetta am Kulturforum bekommt einen neuen Namen. Lange hat der Verein zur Erinnerung an Johanna und Eduard Arnhold um diese Würdigung für den Berliner Mäzen und Kunstsammler (1849–1925) gekämpft. Mit der Umbenennung sollen auch einige gestalterische Aufwertungen des Platzes zwischen Gemäldegalerie, Kunstgewerbemuseum und dem neu entstehenden Museum der Moderne einhergehen.

Die Berliner Künstlerin Karin Sander etwa wird die Audioinstallation „Zeigen“ realisieren, die an das untergegangene ehemalige Tiergartenviertel und das dort einst beheimatete jüdische Bürgertum erinnert. Die Existenz der dort lebenden philanthropischen Persönlichkeiten wurde ab 1933 durch die Nationalsozialisten zerstört, die Erinnerung an sie bis heute ausgelöscht. Nur an James Simon wird seit 2019 wieder erinnert, mit der Eingangshalle der Museumsinsel, die nach ihm benannt ist.

Ehrung für das jüdische Bürgertum

Die Villa von Johanna und Eduard Arnhold lag in der nicht mehr existierenden Regentenstraße 19, auf dem Gelände der heutigen Gemäldegalerie. Dort hatte der kunstinteressierte Industrielle auch zu ausgewählten Zeiten seine Sammlung zugänglich gemacht. Arnholds Gemälde- und Skulpturenkollektion galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine der bedeutendsten Privatsammlungen moderner Kunst in Deutschland.

Arnhold unterstützte auch die Staatlichen Museen mit Schenkungen und Ankäufen. Das Gemälde Tizians „Venus mit dem Orgelspieler“ aus der Berliner Gemäldegalerie geht auf eine seiner Ankaufsspenden zurück, wie auch Edouard Manets „Wintergarten“ in der Alten Nationalgalerie. Auch stiftete er die Villa Massimo in Rom, wo bis heute Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit erhalten, im Ausland zu arbeiten.

Der Multimillionär, der einer der ersten Energieversorger Berlins war und mit Steinkohleabbau sein Geld verdiente, setzte sich auch für wirtschaftlichen und technischen Fortschritt ein. Er ließ Straßenbahnen bauen, wirkte in den Aufsichtsräten großer Energie- und Bahnkonzerne, unterstützte die Flugunternehmungen des Grafen Zeppelin und gehörte zu den Förderern der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Vorgängerin der heutigen Max-Planck-Gesellschaft. Das Ehepaar Arnhold stiftete unter anderem auch das „Johanna-Heim“ nordöstlich von Berlin, eine Bildungsstätte für Mädchen und junge Frauen aus sozial benachteiligten Verhältnissen.

Großer Kunstsammler

Seinen Beruf sah Arnhold auf selbstverständliche Weise mit der Kultur verknüpft. Sich auf Friedrich Schillers Gedicht „Der Kaufmann“ beziehend schrieb er in seinen persönlichen, 1928 von seiner Frau als Gedenkband veröffentlichten Notizen: „Sonach ist der Kaufmann nicht etwa nur der Agent des Warenverkehrs, sondern, und in der Hauptsache, der Vermittler fruchtbarer kultureller Ideen und ein ausschlaggebender Faktor für den ethischen Fortschritt der Menschheit.“ 

Ein derart umfassendes philanthropisches Engagement ist heute rar geworden. In Zeiten, in denen harte staatliche Sparmaßnahmen anstehen und viele Berliner Kultureinrichtungen, wenn nicht um ihre Existenz, dann zumindest um ihr Programm fürchten müssen, wird einem schmerzlich bewusst, wie wichtig eine engagierte Zivilgesellschaft in der Gegenwart ist. Die Erinnerung an das ab 1933 vertriebene und zerstörte jüdische Bürgertum ist auch ein wichtiges Stück Berliner und deutsche Gedächtniskultur in Zeiten von neuem Antisemitismus.

Zum Festakt am Dienstag sind neben der Publizistin und Autorin Lea Rosh als Vertreterin des Vereins zur Erinnerung an Johanna und Eduard Arnhold und Gero Dimter, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, auch Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur eingeladen.

Schauspielerin Angela Winkler liest aus dem von Brigitte Landes im September herausgegebenen Buch „Die verschwundene Stadt. Im Tiergartenviertel“. Darin werden Geschichten der ehemaligen Bewohner des Tiergartenviertels erzählt, zu denen gehörten neben den Arnholds auch Max Liebermann und Adolph von Menzel, die dort Ateliers unterhielten, Kunsthändler Paul Cassirer und Salonnièren wie Felicie Bernstein und Marie von Bunsen.

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