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Neuer Wes-Craven-Thriller „Red-Eye“: Flugangst

„Reisen ist wie Krieg, heutzutage“, sagt der freundliche junge Mann in der Schlange hinter Lisa (Rachel McAdams). Er könnte die Ungeduld der Reisenden im Sinn haben, die ihrem Ärger über die Flugverspätung in einem kleinen Tumult Luft machen.

„Reisen ist wie Krieg, heutzutage“, sagt der freundliche junge Mann in der Schlange hinter Lisa (Rachel McAdams). Er könnte die Ungeduld der Reisenden im Sinn haben, die ihrem Ärger über die Flugverspätung in einem kleinen Tumult Luft machen. In Zeiten des internationalen Terrorismus könnte das aber auch anders gemeint sein. Zunächst ist die Hotel-Managerin Lisa hocherfreut, dass ihr Flughafenflirt mit dem sprechenden Namen Jackson Rippner (Cillian Murphy) im Flugzeug neben ihr sitzt. Doch das ist kein Zufall: Er entpuppt sich als Attentats-Manager, der Lisas Vater in seiner Gewalt hat. Nun erpresst er sie dazu, einen Gast ihres Hotels, den Minister für Homeland Security, per Telefon in ein für dessen Ermordung vorgesehenes Zimmer wechseln zu lassen. Lisa fügt sich, denn in 10000 Metern Höhe – da gibt’s kein Weglaufen.

Horror-Regisseur Wes Craven hat für „Red-Eye“ zwei begabte Darsteller in eine Flugzeugattrappe gesetzt, mit der Kamera draufgehalten und einen überraschend spannenden Genrefilm gedreht, der auch den Nebensächlichkeiten Aufmerksamkeit schenkt. Die Flirtszene etwa an der Flughafenbar – so charmant hat man das in romantischen Komödien lange nicht mehr gesehen. Und als Jackson sein wahres Gesicht zeigt, tut er das nicht allmählich, mit den bekannten Floskeln, sondern abrupt und mit einer professionellen Offenheit, die einen frösteln lässt. Cillian Murphy überzeugte bereits in „Batman“ als giftsprühende Vogelscheuche. Diesen eisigkalten Augen dürfte eine lange Psychopathen-Kinolaufbahn bevorstehen.

Am Ende führt Wes Craven die beiden allerdings wieder dahin, wo sich der Horror-Experte zu Hause fühlt: nach Hause, in Lisas eigene vier Wände. Dort jagt dann wieder ein verrückt Gewordener mit geriffeltem Doch eine Frau durchs Haus, und diese Frau flieht den Genreregeln folgend ins Obergeschoss statt nach draußen. Schade, denn Craven ist ansonsten ein wuchtiges kleines Kammerspiel gelungen: kurz, billig und schnörkellos; dabei von beharrlicher Unlogik und höchster Effektivität. Ein B-Movie eben der ganz alten Schule.

In 16 Berliner Kinos. OV im Cinestar Sony-Center

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