
© AFP/VALERY HACHE
Fluxus-Künstler: Ben Vautier ist mit 88 Jahren in Nizza gestorben
Der französische Künstler Ben Vautier ist tot. Er gehörte in den 1960er Jahren zu den führenden Mitgliedern der Fluxus-Bewegung.
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Der französische Künstler Ben Vautier ist tot. Wie mehrere Medien einstimmig berichteten, wurde er am Mittwoch leblos in seinem Haus in Nizza an der Côte d'Azur aufgefunden. Laut des Fernsehsenders „BFMTV“ ist eine Untersuchung eingeleitet worden, um die Todesursache festzustellen. Die Zeitung „Le Monde“ berichtete, er habe kurz zuvor seine Frau Annie verloren.
Der 1935 in Neapel geborene Künstler Benjamin Vautier, der unter dem Namen Ben bekannt war, machte sich mit handgeschriebenen Sprachelemente und Schlagwörter in weißer Schrift auf schwarzem Grund einen Namen. Die Kultur habe eine Legende verloren, schrieb Frankreichs Kulturministerin Rachida Dati auf der Plattform X.
Ein Leben voller Sprüche
Ben gehörte von 1962 bis 1970 zu den führenden Mitgliedern der Fluxus-Bewegung, in deren Mittelpunkt eine vitale, erzählerische Bildsprache steht. Sprach-Versatzstücke, Comic-Elemente oder Graffiti werden darin frei kombiniert. Als Geburtsstunde für Fluxus in Deutschland gilt ein Festival, das 1962 in Wiesbaden stattfand. Dabei war damals unter anderem George Maciunas, der den Begriff Fluxus geprägt hat Künstler wie Emmett Williams, Joseph Beuys, Wolf Vostell und Nam June Paik traten auf und gaben Konzerte. Fluxus ist keine Richtung, sondern ein Geisteszustand, soll Ben Vautier einst die Kunstbewegung zu definieren versucht haben.
Ben Vatier war in Nizza sehr bekannt, er gründete die Zeitschrift „Ben dieu“ und organisierte Ausstellungen. Bis 1973 betrieb er dort den Schallplattenladen „Magasin“, dessen Fassade über und über mit seinen handgeschriebenen Schildern verziert war. Später wurde sie im Centre Pompidou in Paris ausgestellt.
Er hat viel für Nizza getan, gründete die Bewegung „Schule von Nizza“. Er war sowohl vom Dadaismus als auch von Künstlern wie Yves Klein, Marcel Duchamp und der Gruppe der Nouveaux Réalistes beeinflusst. Seine Werke folgten dem Konzept des Ready-mades. Jedes Ding kann ein Kunstwerk sein, wenn es der Künstler so will. In den frühen Sechzigerjahren fing er damit an, alles zu signieren, was ihm begegnete. Er unterschrieb auch die Arbeiten anderer Künstler und seinen eigenen Körper, hörte aber bald wieder damit auf.
In vielen Sammlungen vertreten
Eines von Vautiers bekanntesten Kunstwerken ist die „Wand der Worte“, mit der er 1995 in Frankreich die Fassade der Kunstschule von Blois verschönte. Sie besteht aus 313 emaillierten Schrifttafeln, die er seit den 1960er Jahren schuf. Die Sprüche in Vautiers schöner Schreibschrift eröffnen Weisheiten über das Leben, Philosophisches, Aussagen zur Kunst. Etwa so: „Schaffen ist Zweifeln und Zweifeln ist Schaffen“.
Neben Sinnhaftem ging es ihm vor allem um das Sinnfreie und den Humor. Sein Bild „Ben ist wichtiger als niemand“ kommentiert er auf der Rückseite so: „Ich habe geschrieben: Ben ist wichtiger als Warhol, nach einiger Zeit dachte ich, daß Warhol wichtiger ist als niemand, also dachte ich, daß Ben wichtiger ist als niemand.“
Seine Werke sind in den größten privaten und öffentlichen Sammlungen der Welt vertreten, darunter im MoMA in New York und im Musée National d'Art Moderne in Paris. Einige seiner Werke sind im Potsdamer Museum fluxus+ ausgestellt. 1972 stellte er bei der Documenta in Kassel aus.
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