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Manfred Paul, „Das Paar, Volksfest“, Rumänien 1978.

© Manfred Paul, „Das Paar, Volksfest“, Rumänien 1978.

Fotografien von Manfred Paul: Zauber versunkener Welten

Er gehört zu den renommierten ostdeutschen Fotografen. Jetzt zeigt das Haus am Kleistpark unter dem Titel „Die langen Reisen“ seine Bilder aus Rumänien, Indien und Paris.

Vier Hosenbeine und zwei Schlipse, die geschäftig um die Ecke biegen. Eine krumm sitzende Männer- und eine gerade sitzende Frauengestalt, von rückwärts durch eine Glasscheibe fotografiert, an der in Kopfhöhe der beiden ein Stadtplan prangt. „Zwei Banker“ und „Haltestelle“ hat Manfred Paul die beiden im Jahr 1988 aufgenommenen Fotos genannt. Zehn Jahre vorher ist es ein bezaubernd aus der Zeit gefallen wirkendes, rumänisches Liebespaar (Das Paar, Volksfest), dessen frontaler Blick die Kamera bannt.

Pauls Sinn für die Ironie des Augenblicks, urbane Melancholie und ästhetisches Gespür sind genauso augenfällig wie das Bemühen, in Rumänien die Schönheit einer versinkenden, altertümlichen Welt festzuhalten. Und in Indien die Lebenssituationen, die von Leben und Tod erzählen, wie beispielsweise eine Ansammlung von flatternden Geiern am Kadaver einer gehäuteten Kuh.

Es ist eine packende Werkschau über mehrere Jahrzehnte, die bis zum 31. Mai im Haus am Kleistpark zu sehen ist. Im Rahmen dreier langer Reisen nach Rumänien, Paris und Indien sind die Aufnahmen zwischen 1978 und 1989 entstanden. Fotografiert ist das Panoptikum aus Porträts von Menschen, Dingen und ihren Landschaften in kontrastreichem, eindrücklichem Schwarzweiß.

Manfred Paul, Jahrgang 1942, lebt in Berlin, wo er lange Professor für Fotografie und audiovisuelle Medien war. Er zählt zu den renommiertesten ostdeutschen Autorenfotografen. Seine Werke sind genauso in den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin wie im Museum of Modern Art in New York zu finden. Wie gut, dass die vom Haus am Kleistpark gezeigten Fotografien nun zum ersten Mal überhaupt in Berlin zu sehen. Gunda Bartels

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