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Gisela Uhlen: "Frauenleben voller Widersprüche"

Immer couragiert, voller Elan, souverän und vor allem immer sie selbst: Die Schauspielerin Gisela Uhlen ist im Alter von 87 Jahren in Köln verstorben.

Köln - In ihrem 1979 erschienenen Memoirenband "Mein Glashaus" hat die Schauspielerin Gisela Uhlen ihre eigene Geschichte als "ein Frauenleben voller Widersprüche, Irrtümer und Katastrophen" beschrieben und damit wohl auch ihre ganze Generation gemeint. Die 1919 in Leipzig als Gisela Friedlinde Schrenk geborene Bühnenkünstlerin, die seit 1936 gut 60 Film- und über 100 Bühnenrollen verkörpert hat, ist am Dienstag in Köln nach langer Krankheit gestorben. Ihr Repertoire reichte vom legendären Gustaf-Gründgens-Streifen "Tanz auf dem Vulkan" von 1938 bis zu TV-Krimis wie "Tatort" und "Soko Kitzbühel". Späte Popularität brachte ihr die Rolle der Großmutter in der Fernsehserie "Forsthaus Falkenau" ein.

Harsch beurteilte die Schauspielerin, die lange in Köln zurückgezogen gelebt und zuletzt nur noch schreibend tätig war, die heutige Film- und Theaterszene in Deutschland: "Unser Beruf bedeutet doch nicht Selbstdarstellung, heute ist ja nur noch Selbstdarstellung gefragt." Und sie betont: "Schauspielern heißt, sich in andere Leben hineinzuversetzen und andere zu analysieren." Gegen sich und andere sei sie ein "sehr kritischer Mensch" gewesen, erinnerte sich Tochter Susanne Uhlen. "Sie konnte die Entwicklung des deutschen Theaters nicht mehr nachvollziehen", sagte die Tochter, die wie ihre Schwester Barbara selbst Schauspielerin geworden ist.

Durchbruch im Dritten Reich

Das Leben von Gisela Uhlen war prall gefüllt mit Filmen, Theater, Büchern und auch Männern. Im Jahr 1936 stand sie bei Saladin Schmitt in Bochum auf der Bühne und hatte mit der Titelrolle im Ufa-Film "Annemarie" zugleich ihr Spielfilmdebüt. Zwei Jahre später holte Heinrich George die Schauspielerin zum Berliner Schillertheater. Sie spielte auch im Nazi-Propagandastreifen "Ohm Krüger" (1941) mit, wurde im "Dritten Reich" zu einer der bekannten Diven. Zwar habe sie das Schicksal jüdischer Freunde und Kollegen "sehr unglücklich gemacht; aber diese Generation war nur auf das Theater fixiert und hat alles andere nicht wahrhaben wollen", schilderte Susanne Uhlen.

Nach dem Krieg arbeitete sie unter anderem in Stuttgart und Frankfurt am Main und wechselte 1954 aus privaten Gründen für wenige Jahre nach Ostberlin, trat in Defa-Filmen und am Ostberliner Deutschen Theater auf. Für ihre Rolle in Rainer Werner Fassbinders Film "Die Ehe der Maria Braun" erhielt Gisela Uhlen 1979 den Bundesfilmpreis in Gold. Der aufrüttelnde junge deutsche Autorenfilm hatte die Diva, die auch in Boulevard-Stücken und Kino-Krimis zu sehen war, für sich entdeckt.

In den 80er Jahren gründete sie ihre eigene "Wanderbühne Gisela Uhlen", fuhr mit einem Wohnmobil von Ort zu Ort und stand mit Tochter Susanne ebenso wie ihrem vierten Ehemann Wolfgang Kieling unter anderem in der Regie von Boleslav Barlog auf der Bühne. Nach vielen Jahren in der Schweiz ließ sich Gisela Uhlen schließlich in Köln nieder, um näher bei ihrer Tochter Susanne zu sein, die über ihre Mutter sagte: "Sie war immer eine Suchende, wie so viele Künstler." (tso/dpa)

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