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Blick in die Messehalle der Spark Art Fair in Wien

© Spark/Raphael Fasching

Fuß im Strickstrumpf: Die Messe Spark Art Fair in Wien

Pro Stand bloß eine künstlerische Position: Mit diesem Konzept hebt sich die junge Wiener Messe angenehm von ihrer Konkurrenz ab.

Stand:

Der Mann telefoniert. Stationär, an einem archaischen Apparat, aber dazu passt auch sein grüner Anzug, der verdächtig nach einer ausrangierten deutschen Polizeiuniform aussieht. Der Hörer klebt an einem Fuß aus Gips, daran baumelt ein Strickstrumpf. Ein Blick auf das Schild des Messestands identifiziert ihn als Teil der Künstlergruppe Pegasus Project.

Ihre Aktionen pendeln zwischen Dada und kritischer Performance, und auch wenn sich ihr Sinn nicht unmittelbar erschließt, bereichern die Settings wie auch die Skulpturen jede Ausstellung. Roberta Keil, deren Galerie in Wien erst vor wenigen Wochen eröffnet hat, weiß um die Ökonomie der Aufmerksamkeit. Ihre Premiere auf der Kunstmesse Spark in der historischen Wiener Marx-Halle ist dank Pegasus Project visuell schon mal ein Erfolg. Nun muss sie die Arbeiten zu Preisen ab 300 Euro aufwärts bloß noch verkaufen.

Ein Bild von zehn Metern Länge

Doch selbst wenn die 90 Teilnehmer dieser Messe für zeitgenössische Kunst unter ihren Erwartungen bleiben, können sie das halbwegs gelassen sehen. Die Spark hat ein spezielles Konzept: Jede Galerie darf bloß eine künstlerische Position zeigen. Damit das finanzielle Risiko, das mit solchen monothematischen Beschränkungen einhergeht, niemanden abschreckt, sind die Stände vergleichsweise preiswert.

Manche Galerien wie Suppan aus Wien nutzen das Format für eindrucksvolle Projekte. Hier darf Linda Berger ihre zehn Meter lange abstrakte Zeichnung ausrollen und in voller Schönheit zeigen. Hinderlich beim Erwerb ist dabei weniger der Preis von 52.000 Euro als die Monumentalität der Arbeit. Sebastian Suppan weiß das, dennoch gibt er der 1980 in Aalen geborenen Künstlerin die verdiente Bühne.

Die Möglichkeit zum Experiment

Auch andere Galerien rufen für arrivierte Künstler wie Gregor Schneider (Galerie Konrad Fischer), Hubert Scheibl (Galerie Szaal) oder Bruno Gironcoli (Kai Middendorff Galerie) Preise im fünfstelligen Bereich auf, Nadan aus Berlin zielt mit den raren Werken des polnischen Avantgardisten Antoni Starczewski gar auf Museen als Interessenten. Doch die meisten Teilnehmer nutzen die Spark als Möglichkeit zum Experiment.

Das Programm von Walter Storms etwa ist international, doch hier präsentiert die Münchner Galerie mit Laura Killer eine Künstlerin, deren Studium an der Kunstakademie nicht einmal beendet ist. Ähnlich verhält es sich mit Lunita-July Dorn, deren Porträts am Stand der Galerie Judith Andreae aus Bonn hängen: selbstgewisse und doch irgendwie unfertige Frauenbildnisse, die nicht zuletzt Dorns eigenen Zustand spiegeln. Auch sie ist noch Studentin an der Akademie Berlin-Weißensee, gleichzeitig herrscht ein Hype um ihre knapp 5000 Euro teuren Bilder, der ein Sammlerpaar noch vor der offiziellen VIP-Eröffnung an den Stand treibt: Wer zuerst kommt, hat die Wahl.

Filmszenen und farbiges Licht

Entdeckungen lassen sich allerdings überall in der Halle machen. Bei Kates-Ferri Projects aus New York hängen für unter 5000 Euro kleine, virtuos gemalte Motive von Boris Torres; obskure Szenen aus Filmen, die nie die Blockbuster-Kinos erreichten. Aus Berlin ist die Galerie Gudmundsdottir angereist und präsentiert mit Hulda Rós Gudnadóttir eine Künstlerin, die minutiös verfolgt, wie ein Berg Silizium zu jener Substanz verdichtet wird, die man unter anderem für Solarzellen braucht. Die künstlichen Steine glitzern am Stand, sind teilweise poliert und kosten zwischen 700 und 25.000 Euro. Bei Schlieder Contemporary aus Frankfurt leuchten die Objekte von Susanne Rottenbacher. Farbige Röhren winden sich in den Raum, definieren und machen ihn plastisch erfahrbar (4800 bis 22.000 Euro).

Nicht alles ist durchgängig auf diesem Niveau und manche Abwesenheit wichtiger Galerien aus Österreich der parallel stattfindenden Stage in Bregenz geschuldet. Deren Gründungsdirektor Renger van den Heuvel war auch für die Spark zuständig, verließ die Messe jedoch 2022 nach Unstimmigkeiten. Einige Galeristinnen und Galeristen sind ihm gefolgt und nehmen aktuell in Bregenz teil, andere sind auf beiden Messen vertreten. Das neue Team der Spark seit vergangenem Jahr, Walter Seidl und Jan Gustav Fiedler, hat den Turn geschafft, kann das Programm aber noch an einigen Ecken schärfen.

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