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Seit Monaten protestieren in Frankreich Menschen in gelben Westen gegen Präsident Macron und dessen Reformpolitik.

© Thibault Camus/AP/dpa

Gelbwesten-Proteste: Künstler gegen Macron

Jetzt unterstützen auch Prominente wie die Schauspielerinnen Juliette Binoche und Emmanuelle Béart die Gelbwesten in Frankreich.

In den ersten Wochen der Gelbwesten-Bewegung waren es vor allem Schlagersänger und Entertainer, die sich mit der Bewegung der Gilets Jaunes solidarisierten, Vertreter der populären Kultur. Der junge Autor Édouard Louis, dessen „Im Herzen der Gewalt“ Thomas Ostermeier im Juni 2018 an der Schaubühne inszeniert hat, war da im vergangenen Dezember eine Ausnahme, als er einen bemerkenswerten Text über die Parallelen von Fernsehbildern verbrauchter Menschen in gelben Westen und Arbeitern seines Herkunftsdorfes veröffentlichte.

Nun haben sich auch international bekannte Stars des etablierten französischen Kulturbetriebs hinter die Gilets Jaunes gestellt. Juliette Binoche, Emmanuelle Béart und Jeanne Balibar sind die Erstunterzeichner des Aufruf „Nous ne sommes pas dupes“ (Wir lassen uns nicht täuschen). Die Tageszeitung „Libération“ veröffentlichte den Text am Wochenende, mehr als 1400 Künstler unterzeichneten, vor allem Schauspieler, Romanciers, Musiker. Sie alle beklagen im Rahmen einer in der 5. Republik noch nicht da gewesenen Dauermobilisierung die wachsende Gewalt der Ordnungshüter, ein Todesopfer und die große Zahl von Menschen mit bleibenden Schäden, von Gummiprojektilen weggeschossenen Augen und Händen.

Aber die bedrohlichste Form der Gewalt sei „sozial und ökonomisch“. Es ist die „Gewalt einer Regierung, die zulasten aller die Interessen einiger weniger vertritt“. Das ist eine Gewalt, „die Körper und Geist all derer erleiden, die sich täglich für ihr Überleben ruinieren“.

Der Streit um die Bilder, Videos und Tweets ist in Frankreich voll entbrannt und offenbart, dass die Medienversion von den Gelbwesten als einer gewaltbereiten Horde antisemitischer, homophober Rechtsradikaler nicht zu halten ist. Wahrscheinlich kommt die Solidaritätsadresse für die Gelbwesten zu spät, die seit Wochen mit schwindender Mobilisierung zurechtkommen müssen. Aber sie zeigt, dass der Kern der Revolte in die Mitte der Gesellschaft vorgerückt ist. Der Appell endet mit französischem Elan: „Nichts ist festgeschrieben. Lasst uns eine bessere Welt entwerfen.“

Eberhard Spreng

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