
© dpa/Jaroslav Novák
Größer als jedes Hochhaus: Rockstar Rod Stewart wird 80
Mit Hits wie „Maggie May“, „Sailing“ und „Da Ya Think I’m Sexy?“ stieg Rod Stewart zu einem der erfolgreichsten Rockstars auf. Aber er verschwendete auch sein Talent.
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Schlagzeilen machte Rod Stewart zuletzt mit Schlaglöchern. Dort gibt es in der Grafschaft Essex, wo der Rockstar in einem herrschaftlichen Haus aus dem 18. Jahrhundert lebt, so viele, dass er sich nun von seiner Sportwagensammlung trennen möchte. Es handelt sich um fünf Ferraris und Lamborghinis, die er für „wahre Kunstwerke“ hält.
Schon 2022 hatte Stewart in den sozialen Medien ein Video verbreitet, das ihn mit Schaufel und Warnweste beim Befüllen von Straßenlöchern zeigt. Genutzt hat es offenbar wenig.
Möglicherweise hat die Ankündigung, seine Luxusautos verkaufen zu wollen, aber auch noch andere Gründe. Stewart feiert jetzt seinen 80. Geburtstag, da wird das Ein- und Aussteigen bei den flunderflachen Flitzern immer beschwerlicher. Jahrzehntelang hat die Begeisterung für den Motorsport zum Lifestyle des Sängers gehört, genau wie seine immer noch prachtvolle Wuschelmähne und die Leidenschaft für Fußball und Blondinen.
Rod Stewart, der am 10. Januar 1945 als Sohn eines Schotten und einer Engländerin in London geboren wurde, hat mehr als 250 Millionen Tonträger verkauft. Damit gehört er zu den kommerziell erfolgreichsten Musikern. Verschwendet hat er sich schon immer gern, die Musik hatte bei ihm nicht immer die höchste Priorität.
Gerne wäre er Profifußballer geworden. Mit 15 wurde Stewart zu einem Probetraining beim Drittligisten FC Brentford eingeladen, fiel jedoch durch. Später fand er, dass ein Leben in der Popbranche viel einfacher sei als eines im Sport-Business: „Musiker dürfen bei der Arbeit saufen, Sportler nicht.“
Ich bin fit, habe volles Haar und kann 100 Meter in 18 Sekunden rennen
Rod Stewart
Lässigkeit grenzte bei ihm manchmal an eine Scheiß-Egal-Haltung. Das war bereits so, als er 1969 zu den Small Faces stieß, die sich fortan Faces nannten, und Nachfolger des Sängers Steve Marriott wurde. Dafür qualifiziert hatte ihn seine aufgeraute Bluesstimme, die Stewart schon bei Steampacket, der Band von Brian Auger und Julie Driscoll, sowie in der Jeff Beck Group eingesetzt hatte.
Die Faces brachten großartig rumpelnde Bluesrockalben wie „Long Player“ (1971) und „Ooh La La“ (1973) heraus. Doch oft war es ihnen wichtiger, einen Studiotag im Pub ausklingen zu lassen, als ein paar Aufnahmen noch mal zu wiederholen. Ihre Best-of-Platte trägt den treffenden Titel „Five Guys Walk into A Bar“.
Flucht vor der Spitzensteuer
Das Cover von „Atlantic Crossing“, seinem Solo-Meisterwerk, zeigt den Sänger bei seiner Ankunft in New York, als glitzernden Glamrockgott, der alle Hochhäuser überragt. Das Album markierte 1975 seinen Abschied von den Faces, den lukrativen Wechsel zur Plattenfirma Warner Brothers und die Flucht vor den Spitzensteuersätzen der britischen Labour-Regierung in die USA.
Es entstand mit Soul-Größen, darunter fast allen Mitgliedern von Booker T. & the MGs, und enthält den mittlerweile totgenudelten Schunkelhit „Sailing“. Auch der Nachfolger „A Night on the Town“ ist eine famose Platte, mit der sechseinhalbminütigen Trauerballade „The Killing of Georgie (Part I and II)“ als Höhepunkt. Später gelangen mit „Hot Legs“, „Da Ya Think I’m Sexy?“ und „Baby Jane“ Discohits. In den neunziger Jahren wurden seine Veröffentlichungen musikalisch irrelevant.
Als Live-Musiker ist Rod Stewart weiter unterwegs. Im Februar will er seine „One Last Time“-Tour in Großhallen fortsetzen, irgendwann vielleicht seine Swing-Interpretationen an intimeren Orten präsentieren. „Ich liebe, was ich tue, und tue, was ich liebe“, schreibt er im Netz. „Ich bin fit, habe volles Haar und kann 100 Meter in 18 Sekunden rennen.“
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