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Helen Mirren, Pierce Brosnan, Ben Kingsley: Bei Netflix schlagen die Senioren zurück
Es beginnt als harmloses Hobby. Bis es der „Thursday Murder Club“ von Regisseur Chris Columbus mit einem echten Mord zu tun bekommt.
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Dieses Altenheim verdient wahrlich den Namen Residenz. Denn Coopers Chase, ein ehemaliges englisches Kloster, erinnert eher an einen royalen Stammsitz. Die offenbar wohlhabenden Bewohner leben in großzügigen Wohnungen und vertreiben sich die Zeit unter anderem mit Bogenschießen.
Und neben Lamas als Begleittieren für die Gebrechlicheren unter ihnen gibt es sogar einen eigenen Raum nur zum Puzzeln – außer donnerstags, denn dann tagt hier „The Thursday Murder Club“.
So außergewöhnlich wie diese Senioren-Residenz ist die Besetzung des gleichnamigen Netflix-Films. Als heimliche Vorsitzende der Hobby-Detektive fungiert eine vor Vitalität strotzende Helen Mirren. Als Elizabeth Best – ihre ehemalige berufliche Tätigkeit gibt sie nebulös mit „internationale Angelegenheiten“ an – kümmert sie sich um ihren zunehmend dementen Ehemann Stephen (nicht nur mit Jonathan Pryce sind selbst die Nebenrollen exzellent besetzt). Wenn sie nicht ihrem Hobby nachgeht.
Im Ruhestand, aber extrem gefährlich
Elizabeth sowie der ehemalige Gewerkschaftsführer und Ex-Boxer Ron Ritchie (der ehemalige Bond-Darsteller Pierce Brosnan) und der pensionierte Psychiater Ibrahim Arif (Ben Kingsley) haben es sich zur Aufgabe gemacht, Cold Cases der hiesigen Polizei zu lösen.
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Regisseur Chris Columbus („Kevin allein zu Haus“, „Harry Potter“, „Mrs. Doubtfire“) greift mit dem „Thursday Murder Club“ ein bewährtes Thema auf. Nicht zuletzt in der Agentenkomödie „R.E.D.“ und deren Fortsetzung haben sich Helen Mirren, Bruce Willis und John Malkovich als in die Jahre gekommene Ex-Spione erfolgreich gegen jüngere Gegner durchgesetzt.
Und obwohl Helen Mirren, Pierce Brosnan und Ben Kingsley nicht direkt zur Boomer-Generation gehören, sagt der zweistündige Film dennoch unüberhörbar: „Wir wissen noch immer, wo der Hammer hängt“. „Hammer“ ist übrigens der Boxer-Name vor Rons Sohn Jason (Tom Ellis).
Als klassischer Whodunit-Krimi, der viel Wert auf liebevoll arrangierte Details legt, befindet sich der „Thursday Murder Club“ zugleich in bester Agatha-Christie-Tradition. Er basiert auf Richard Osmans erstem Roman aus der „Thursday Murder Club“-Reihe, bei 15 Millionen verkaufter Exemplare in Großbritannien das meistverkaufte Buch des Jahrzehnts. Im Herbst kommt der fünfte Band heraus.
Der Kriminalfall ist die Basis, aber nicht das Wesentliche. Das sind die Figuren und ihre Menschlichkeit.
Helen Mirren über „The Thursday Murder Club“.
Zu Beginn beschäftigt sich der Club mit dem 50 Jahre alten Cold Case einer zuerst erstochenen und anschließend aus dem Fenster geworfenen jungen Frau. Um zu klären, ob der Ehemann seinerzeit tatsächlich so unschuldig war, wie die Polizei annahm, holen sie zusätzliche medizinische Expertise in Gestalt von Mitbewohnerin Joyce Meadowcroft (Celia Imrie) in den Club. Die ehemalige Krankenschwester lebt erst seit Kurzem auf Coopers Chase, ist aber bei Weitem nicht so unbedarft, wie Elizabeth zuerst denkt.

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Zum Glück: Denn so harmlos wie die anfänglichen Freizeit-Ermittlungen bleibt es freilich nicht. „Es gibt einen Mord, einen richtigen Mord“, freut sich Joyce, als einer der Besitzer der Luxus-Residenz ermordet wird.
Der Club interessiert sich sehr für diesen heißen Fall. Denn gerade erst am Vortag haben die Senioren einen Streit zwischen dem Ermordeten Tony Curran (Geoff Bell) und seinem Kompagnon Ian Ventham (David Tennant) miterlebt.
Netflix hat es auf eine Fortsetzung abgesehen
Tony wollte verhindern, dass Ian das Ex-Kloster mitsamt dem ehemaligen Friedhof abreißt und einebnet, um auf dem Land noch teurere Luxus-Wohnungen zu bauen. Ein weiterer Grund also für den Club, tätig zu werden. Was Ian gar nicht gefällt. Mit der jungen Polizistin Donna De Freitas (Naomi Ackie) haben die Senioren indes eine direkte Verbindung zur örtlichen Polizei.
Bleibt die Frage, ob man als Zuschauer dem Club beitreten sollte? Zwischenzeitlich gleitet „Thursday Murder Club“ arg ins Komödiantische ab, kriegt aber die Kurve. Was auch gut ist, denn Netflix hat es spürbar auf eine Fortsetzung abgesehen.
Dem Streaming-Abonnenten kann es nur recht sein, denn obwohl der Fall zwar komplex, aber nicht spektakulär ist, wird dennoch Krimi-Unterhaltung auf hohem Niveau und mit allerbester Besetzung geboten.
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