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Kultur: Italien, China und der Orient

Was die Kunstmuseen im Jahr 2010 planen

Das Frankfurter Städel hat den Anfang gemacht, dort reichen die Schlangen für die Botticelli-Ausstellung derzeit bis auf die Straße. Die Großmeister der alten Kunst Italiens erleben im Jahr 2010 weltweit eine Renaissance. So lockt das Britische Museum mit 100 Meisterzeichnungen von „Fra Angelico to Leonardo“. Auch die Wiener Albertina bereitet für Oktober eine Schau mit rund 100 Zeichnungen Leonardos vor. Den Favoriten der Medici, den manieristischen Meister Bronzino, präsentiert das Metropolitan Museum in New York mit teils nie gezeigten Zeichnungen. Den 400. Todestag Caravaggios begeht Rom mit einer großen Gemäldeschau, zu der 30 Bilder aus dem schmalen Lebenswerk ab 18. Februar bis 13. Juni in der „Ewigen Stadt“ gastieren.

Doch auch in Deutschland gibt es Großereignisse. Am 30. Januar eröffnet in Essen der von dem britischen Stararchitekten David Chipperfield konzipierte Neubau des Museums Folkwang, ein passender Auftakt zum Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt im Ruhrgebiet. Als erste Sonderausstellung soll ab 20. März im Neubau die Geschichte der FolkwangSammlung vor 1933 rekonstruiert werden. Dazu werden zahlreiche vom NS-Regime verbannte Kunstwerke erstmals wieder in Essen zu sehen sein.

In Dresden lockt zum 450. Jubiläum der Kunstsammlungen am 7. März die Wiedereröffnung der „Türckischen Kammer“ im Residenzschloss mit 600 Exponaten, darunter Waffen, Gewänder, Kunstwerke und acht geschnitzte lebensgroße Pferde mit wertvollem Reitzeug. Ein für 3,1 Millionen Euro restauriertes osmanisches Staatszelt ist Hauptattraktion der Räume. „Wer künftig durch die Ausstellung geht, wird das Gefühl haben, einen orientalischen Traum zu erleben“, sagt der Chef des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer, Dirk Syndram. Die Kunstsammlungen Dresden sprechen von einer der bedeutendsten Sammlungen orientalischer Kunst in Deutschland. Sie sei in ihrer Vielfalt noch nie zu sehen gewesen. Die Stücke kamen einst als Beutestücke oder diplomatische Geschenke nach Sachsen. „Das Sammeln orientalischer Objekte hatte im 18. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Auch August der Starke war dem verfallen“, so Syndram.

Nur wenige Monate nach der türkischen Rüstkammer öffnet im Juni an der Elbe das neue, für knapp 47 Millionen Euro sanierte „Albertinum“. Das im 19. Jahrhundert errichtete Ausstellungshaus wurde nach dem Elbehochwasser von 2002 saniert und deutlich erweitert. Für die Neuen Meister und den modernen Teil der Skulpturensammlung stehen nunmehr knapp 4500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Neben den erneuerten Räumen entstand in 17 Metern Höhe ein über dem Innenhof schwebendes Depot samt Restaurierungswerkstätten. Die Pläne für die raffinierte, 2700 Tonnen schwere Konstruktion entwarf das Berliner Büro Staab Architekten.

Außerdem bereiten die Dresdner, Münchner und Berliner Sammlungen eine gemeinsame Ausstellung in China vor. Sie trägt den Titel „Die Kunst der Aufklärung“ und ist ab September im Nationalmuseum Peking zu sehen. Passend dazu untersucht das Deutsche Historische Museum Berlin mit „Macht zeigen“ ab 19. Februar, wie die Mächtigen aus Politik und Wirtschaft Kunst zur Inszenierung ihrer Position einsetzen. Das Leipziger Museum der bildenden Künste feiert mit „Neo Rauch. Begleiter“ den 50. Geburtstag des Künstlers. Und ab 17. März öffnet das Germanische Nationalmuseum Nürnberg seine „Galerie der Meisterwerke“, eine „Schatzkammer der europäischen Kulturgeschichte“. Ausgestellt werden Werke Dürers, Cranachs, Albrecht Altdorfers und Hans Baldung Griens. Christina Tilmann

Christina Tilmann D

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