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Auf der Straße regiert die Gewalt. Italien im Jahr 1978.

© Anna Camerlingo/Sendeanstalt/Copyright

Italiens Bleierne Jahre auf Arte : Die Entführung von Aldo Moro

Mit dem Abstand von 45 Jahren arbeitet Arte in „Und draußen die Nacht“ den Fall Aldo Moro als TV-Serie auf.

Stand:

Die italienischen Nachrichten haben den Zusammenhang zwischen der Entführung des christdemokratischen Parteichefs Aldo Moro am 16. März 1978 und der Geiselnahme von BDI-Präsident Hanns Martin Schleyer ein halbes Jahr zuvor in Deutschland sofort hergestellt. Sowohl bei der Entführung des italienischen Politikers als auch des deutschen Wirtschaftsbosses erschossen Linksterroristen sämtliche Begleitpersonen. Und das sollte nicht die einzige Parallele zwischen den Gewalttaten von Roten Brigaden und Roter Armee Fraktion bleiben.

Arte hat den Fall Aldo Moro mit Fabrizio Gifuni in der Hauptrolle in Koproduktion mit dem italienischen Fernsehen und dem Abstand von 45 Jahren aufgearbeitet. Die sechs Teile der Serie „Und draußen die Nacht“ werden am Mittwoch ab 21.55 Uhr und am Donnerstag ab 22.30 Uhr ausgestrahlt.

Wer nicht einverstanden ist, muss vertrauen. Wenn wir Fehler machen, machen wir sie gemeinsam.

Aldo Moro, Chef der italienischen Christdemokraten, fordert seine Parteifreunde zum Bündnis mit den Kommunisten auf.

Aldo Moro wird als besonnener Politiker und liebevoller Familienmensch gezeigt, der zur Rettung Italien sogar eine Zusammenarbeit mit der Kommunistischen Partei versuchen will. Doch der „historische Kompromiss“ bringt sowohl die eigenen Parteifreunde als auch die radikalen Kräfte innerhalb der Kommunisten, die um ihre revolutionären Pläne fürchten, gegen ihn auf. Und auch der mit Moro befreundete Papst Paul VI. hält den Kompromiss für eine Mesalliance, zumal sich die Linken für das Recht auf Abtreibungen einsetzen.

Nach seiner Entführung wird Aldo Moro zum Spielball der verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Kräfte. Die italienische Regierung lehnt ebenso wie zuvor die deutsche Politik bei Schleyer Verhandlungen und Zugeständnisse ab. Die Berichterstattung – das italienische Fernsehen berichtete erstmals rund um die Uhr, Teile von Moros Briefen aus der Geiselhaft wurden in Zeitungen veröffentlicht – heizt das Klima zusätzlich auf. Zumal es rasch Verschwörungstheorien über die Beteiligung ausländischer Geheimdienste gibt.

Auch wenn Regisseur Marco Bellocchio, ein Experte für die politisch bewegten 1960er und 1970er Jahre, von einer freien Interpretation spricht, handelt es sich um eine lehrreiche Geschichtsstunde über jene „Bleiernen Jahre“ – wie diese Epoche auch in Italien genannt wurde. Eine Zeit, in der auf den Straßen die Gewalt regierte, und selbst die Ermordung politisch Andersdenkender kein Tabu war.

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