
© Cao Yiwen
KI-generierter Berlinale-Film „What’s Next?“ : Menschen, Monster und die Maschine
Die Zukunft des Kinos? Die chinesische Regisseurin Yiwen Cao hat die Bilder für ihren Film „What’s Next?“ komplett von künstlicher Intelligenz erstellen lassen.
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Am Anfang war der Kitsch. Yiwen Cao quietschbunter Bilder-Reigen „What’s Next?“ wird eröffnet von lächelnden Frauen mit riesigen Augen und kleinen Stupsnäschen, von blumigen Landschaften und Luftschlössern. Doch bald schon beginnen die Bilder zu kippen, niedliche Unterwassertierchen verwandeln sich in finster dreinblickende Monster, die Menschen in teufelsähnliche Gestalten. Was kommt als nächstes? Nichts Gutes, wenn man der Regisseurin glaubt.
„What’s Next?“ ist mehr Kunstwerk als herkömmlicher Film, 72 Minuten lang reihen sich Bilder aneinander, es gibt keinen Dialog, nur Musik. Und er ist offen für Interpretation: Kritik am Kapitalismus, an der Zerstörung der Umwelt, am Niedergang zwischenmenschlicher Beziehungen, all das ließe sich in den Film der chinesischen Regisseurin hineinlesen.
Es gibt aber einen anderen Metatext: Yiwen Cao hat „What’s Next?“ komplett mit Künstlicher Intelligenz generiert, ein Novum im Berlinale-Programm. Die Regisseurin zeigt damit, wie sich das Filmemachen in Zukunft verändern wird.

© Cao Yiwen
Künstliche Intelligenz revolutioniert gerade alles, auch die Filmindustrie. Und wie überall ist das zweischneidig. Einerseits eröffnet die KI ganz neue kreative Möglichkeiten, ermöglicht Filmemachen auch mit sehr kleinem Budget. Andererseits bangen viele um ihre Jobs. Visuelle Effekte, Skripte, Cast, überall könnte die KI in Zukunft menschliche Arbeit ersetzen.
Im Vorfeld der Oscar-Verleihungen ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob Filme wie „The Brutalist“ oder „Emilia Pérez“, bei denen in der Postproduktion mit KI gearbeitet wurde, überhaupt nominiert sein dürfen. Bei „The Brutalist“ etwa wurde beim Ungarisch, das der amerikanische Schauspieler Adrien Brody im Film spricht, nachgeholfen, damit es authentischer klingt.

© Cao Yiwen
Über diese Debatten wird man in ein paar Jahren wohl nur noch müde lächeln. Gerade verändert sich viel. So haben die Gewerkschaften Verdi und der Bundesverband Schauspiel e.V. mit der Produktionsallianz zum ersten Mal Bedingungen zum Einsatz von generativer Künstlicher Intelligenz in Filmproduktionen vereinbart.
Yiwen Cao spielt in ihrem Film mit der Künstlichkeit der Bilder. Umheimlich wirken nicht die monströsen Gestalten, sondern vor allem die Glitches, die durch den Einsatz der KI entstehen. Kein Bild „stimmt“, gerade die Augen der menschlichen Figuren flackern, flimmern – und wirken alles andere als menschlich.
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