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„Das Ding“ von Susanne Riée steht vor dem Haus Uhlandstraße 101 in Wilmersdorf

© Wikimedia/Axel Mauruszat

Kolumne Berliner Trüffel (Folge 12): „Das Ding“ von Susanne Riée in der Uhlandstraße

Runde Sache: Von Susanne Riée stammt die Gute-Laune-Skulptur am Schoelerpark. Sie hat auch - nach einer Skizze von Alexander Camaro - die Glasbaustein-Fenster der Berliner Philharmonie geschaffen.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

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Das Ding – es heißt wirklich so – macht gute Laune mit seinen knallbunten Siebzigerjahre-Farben: gelb, orange, rot. An einer Beton-Stele hat Susanne Riée auf beiden Seiten je drei Scheiben aus handgefertigten Keramikelementen angebracht.

Die kleinste, ganz oben, erinnert an ein Auge mit stilisierten Wimpern und schaut über die Uhlandstraße hinweg gen Westen. In die andere Richtung dagegen ist die Aussicht zum Schoelerpark und zur Auenkirche versperrt durch einen sechsstöckigen Neubau. In dessen Vorgarten wurde die Straßenskulptur vor zwei Jahrzehnten eingemeindet. Ein Zaun schützt vor Vandalismus, sperrt aber auch Flaneure aus, die gerne näher herantreten würden.

Vor zweieinhalb Jahren ist die Künstlerin gestorben

Vor zweieinhalb Jahren ist Susanne Riée gestorben, 93-jähirg. Dass inzwischen Efeu bis an die Spitze des Dings hochrankt und die untere Scheibe schon fast überwuchert hat, lässt sich darum als Vanitas-Motiv lesen: als Zeichen der Vergänglichkeit, der verblassenden Erinnerung an die Künstlerin.

Mit einem anderen Werk aber ist sie weiterhin präsent, an prominentem Ort sogar - mit den Glasbaustein-Fenstern der Philharmonie nämlich. Offiziell sind die von Alexander Camaro geschaffen worden, doch er hatte damals lediglich eine Ideenskizze auf ein Blatt hingetuscht. Seiner damaligen Lebensgefährtin überließt er die aufwändige Puzzlearbeit der konkreten Umsetzung. Erwähnt wurden Riées Leistung bei der Philharmoie-Eröffnung 1963 nicht.

„Damals war das ganz üblich“, erzählte sie Jahrzehnte später im Gespräch mit dem Tagesspiegel, ohne Bitterkeit. Gerechtigkeit widerfuhr ihr im Alter immerhin durch die Camaro-Stiftung. Die stellte Susanne Riée kostenfrei eine kleine Erdgeschosswohnung zur Verfügung, in dem Gebäude Potsdamer Straße 98, gegenüber vom alten Tagesspiegel-Stammsitz. Den Gebäudekomplex hatte die Stiftung nach dem Verkauf von Camaros Sylter Sommerhaus erwerben können.

Studiert hat die 1927 geborene Susanne Riée einst bei Max Pechstein und Ima Breusing, in ihrem vielseitigen Oeuvre dominierten -  neben Gemälden, Zeichnungen, Collagen und Druckgrafik - Bildhauerarbeiten, vor allem aus Keramik. Für das Schwimmbad in der Cité Foch in Wittenau entstand ein 60 Meter langer Fries. Ihre Fassadenarbeit für eine Kita in der Prager Straße in Wilmersdorf fiel einer Wärmedämmung zum Opfer. Immerhin steht „Das Ding“ noch - und sorgt für gute Laune bei den Passanten.

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