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Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 22): Wenn Klänge wieder lebendig werden
Marie Plank und Henrike Brüggen stellen die Werke eines komponierenden Ehepaars vor: In der inspirierenden Atmosphäre der Weltkulturhauptstadt Paris entstand die Musik von Hélène Covatti und Robert Dussaut.
Stand:
Es ist brutal, aber 99 Prozent aller Kompositionen, die je mit Verve und Herzblut geschrieben wurden, gerieten bald wieder in Vergessenheit. Das gilt gleichermaßen für alle Epochen und sämtliche Musikgenres. Nur ein winziger Bruchteil bleibt lebendig - weil er gespielt, gesungen, gehört wird.
Darum ist es so wunderbar, wenn Musikerinnen und Musiker in die Archive steigen, um nach Partituren zu fahnden, die seit langem schon Stille umgibt – um sie dann im Livekonzert oder durch eine Aufnahme wieder lebendig werden lassen.
Das Paris der Goldenen Zwanziger
Die Violinistin Marie Plank und die Pianistin Henrike Brüggen haben jetzt Hélène Covatti und Robert Dussaut für sich entdeckt. Die 1910 geborene Griechin und der 1896 geborene Franzose lernten sich am Pariser Conservatoire kennen und lieben. Sie heirateten, Hélène komponierte bis zur Geburt ihrer gemeinsamen Tochter 1939 und arbeitete später als Klavierpädagogin, Robert schuf bis zu seinem Tod 1969 ein umfangreiches Oeuvre und unterrichtete zudem an der renommierten Musikhochschule der französischen Hauptstadt.
„Les années folles“, die verrückten Jahre, nennen die Franzosen das, was bei uns die Goldenen Zwanziger sind. Paris war damals die Welthauptstadt der Künste (dicht gefolgt von Berlin). In der ungemein kreativen, kosmopolitischen Atmosphäre der Zwischenkriegszeit machte das komponierende Ehepaar seine prägenden Erfahrungen. Und das hört man ihrer Musik an.
Hélène Covattis Werke allerdings erschienen nie im Druck, und auch Robert Dussauts Name kennt selbst in Spezialistenkreisen kaum noch jemand. Als Marie Plank und Henrike Brüggen auf die Werke stießen, war ihre Neugier aber sofort geweckt. Sie haben sich die Partituren erschlossen und stellen sie jetzt vor, am 4. Mai bei einem Konzert im Maison de France.
„Brückenkonzerte“ nennen Marie Plank und Henrike Brüggen ihre Veranstaltungsreihe. Ihr Ziel ist es dabei, eine möglichst große Nähe zum Publikum herzustellen, indem die Musik nicht nur erklingt, sondern auch ein Gespräch über die Werke stattfindet. Ich freue mich, dass ich diesen Abend moderieren darf.
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