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Eine Arbeit von Gereon Krebber im schönen Industriehallen-Ambiente der Art Düsseldorf.

© Ann Christine Freuwörth / Galerie Christian Lethert

Kunstmesse Art Düsseldorf: Viel Platz und Elan im Rheinland

Die Art Düsseldorf zeigt sich mit gewohnt starkem regionalen Schwerpunkt – und mit neuem Hybridkonzept.

Stand:

In ihrer vierten Ausgabe geht die Art Düsseldorf erstmalig hybrid. Mehr noch: Sie sieht sich darin weltweit als erste Kunstmesse, so Messechef Walter Gehlen auf der Pressekonferenz. Dem Kunstliebhaber bieten sich nämlich in den nostalgischen Industriehallen des Böhler-Areals nicht nur Rundgänge vorbei an den Ständen von 84 Ausstellern, allerdings geht es auch vom Sofa aus.

Wer Sammler ist oder einen Vip-Ausweis hat, kann an Live-Stream-Führungen im Netz teilnehmen. Mit dem hybriden Konzept will die Art Düsseldorf „die Messelandschaft nachhaltig revolutionieren“.

Dass sich die Messe neben ihrem ausgeprägten regionalen Schwerpunkt mehr als zuvor für internationale Teilnehmer öffnet, zeigt sich in diesem Jahr: Mehr als ein Drittel der Aussteller kommt aus dem Ausland, zum größten Teil aus Österreich.

Zu den 26 neuen Teilnehmern zählt eine beachtliche Fraktion aus Berlin – etwa mit der Buchmann Galerie, mit Thomas Schulte oder auch Daniel Marzona.

Rheinische Moderne und Nachkriegskunst

Auffallend in diesem Jahr ist das klare und großzügige Hallendesign, aufgelockert durch „Skulpturenplätze“ mit Interventionen von Künstlern einer jeweils benachbarten Galerie. Die vielen großräumigen Stände sind teils auf die pandemiebedingte Rabattierung der Standmiete auf 70 Prozent zurückzuführen.

Das kann sich die Art Düsseldorf auch leisten, denn sie steht finanziell auf sicheren Füßen – gefördert unter anderem durch das Neu-Start-Kultur-Programm Nordrhein-Westfalens sowie durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Düsseldorf.

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Der Rundgang zeigt, dass fast alle Aussteller Kunst von mehreren Künstlerinnen und Künstlern mitgebracht haben, auch Werke von Ikonen der rheinischen Moderne und Nachkriegskunst. So präsentiert der Aurel Scheibler (Berlin) anlässlich des hundertsten Geburtstag des 1984 verstorbenen Düsseldorfer Plastikers Norbert Kricke dessen Skulptur „Große Kurve 2“ von 1980 (650 000 Euro).

Soloauftritte von Künstlern gibt es eher wenige: bei Kadel Wilborn (Düsseldorf) die Malerei Helmut Dorners, bei Buchmann skulpturale Arbeiten von Bettina Pousttchi. Christian Lethert (Köln) präsentiert sich mit einer gewagten, minimalistischen Standgestaltung von Lutz Fritsch, nicht minder gelungen die Installation von Thomas Zipp bei Guido W. Baudach (Berlin).

Einige reizvolle Gemeinschaftsstände

Seltener sind die in ihrem Zusammenspiel für Galeristen wie Künstler potenziell reizvollen Gemeinschaftsstände: so etwa die mit etlichen Exponaten von Gerhard Richter ausgestattete Großkoje des bereits bewährten Doppels der Düsseldorfer Galerie Sies + Höker mit Carolina Nitsch (New York). Das Duett der Galerien Sperling (München) und Crisis (Lima) bringt junge europäische und lateinamerikanische, darunter auch indigene Kunst aus Peru, zu einem sehenswerten Zusammenspiel.

Schon in den ersten Stunden des Eröffnungstages sprachen einige Aussteller von guten Verkäufen: Krinzinger (Wien) konnte eine großformatige Blattarbeit „To live (Cosey Beach)“, 2020 von Monica Bonvicini für 42 000 Euro veräußern, Thomas Zander (Köln), der nach einer längeren Pause wieder dabei ist, verkaufte ein Gemälde von Sigmar Polke und einige Fotoarbeiten von James White.

[ Bis 10. April, art-dus.de]

Das Konzept der hybriden Messe sieht Zander übrigens mit Skepsis, denn er zieht das direkte Gespräch mit Sammlern und die physische Begegnung mit Kunst vor – anders als sein jüngerer Kollege Johann König (Berlin), der Hybridität einer Messe für eine „Superidee“ hält. Von seinem stets bestens besuchten Stand konnte König früh schon Werke von Alicja Kwade, Norbert Bisky und Katharina Grosse in einer Preisspanne von 1000 bis 55 000 Euro verkaufen.

Das Rheinland ist für den Galeristen, der auch an der Art Cologne teilnimmt, wegen der guten Sammlerschaft in dieser Region attraktiv, so dass er schonmal mit dem Gedanken spielt, sich wieder im Rheinland niederlassen. Dass hier zwei Messen stattfinden, ist für ihn kein Problem. Im ähnlichen Tenor fragt sich Walter Gehlen: „Wer sagt, denn, dass uns die Sammler im Rheinland nur einmal im Jahr beglücken können?“

Anders sieht es Daniel Hug, Messechef der Art Cologne: Auf Dauer sei es für viele Galerien unmöglich zwei Messen zu bespielen. Egal, welche der beiden Messen überleben würde – die junge Art Düsseldorf oder die älteste Kunstmesse der Welt in Köln –, Hug befürchtet eine Spaltung der Galerien im Rheinland. Aus seiner Sicht profitieren vor allem die von der MCH Group veranstalteten Kunstmessen in Basel und, jetzt neu, in Paris.

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