zum Hauptinhalt
Das Treffen Hans-Joachim Mendigs (Mitte) mit Jörg Meuthen (AfD, links)

© / instagram.com/joerg.meuthen

Leiter der hessischen Filmförderung: Treffen mit Meuthen sorgt für Ärger

Nach dem Treffen mit AfD-Politiker Meuthen muss sich der Leiter der Filmförderung „Hessen Film und Medien" am Dienstag im Aufsichtsrat erklären.

Von Andreas Busche

Filmförderer lieben Fototermine. Viel Glamour bringt der Job nicht mit sich, auch das eine typische Eigenschaft des deutschen Kinos. Fotos von Preisverleihungen, bei denen sich Regionalförderer lachend mit aufs Siegerfoto drängeln, bilden darum im Netz ein eigenes Genre. Ein anderer Schnappschuss beschäftigt gerade die Filmbranche, seit vor zwei Wochen ein Foto des Geschäftsführers der Hessen Film und Medien GmbH, Hans Joachim Mendig, mit dem dubiosen PR-Berater Moritz Hunzinger und Jörg Meuthen in den Medien auftauchte – gepostet auf dem Instagram-Account des AfD-Bundessprechers.

Meuthen nennt das Treffen vom 24. Juli einen „konstruktiven politischen Gedankenaustausch“, Mendig erklärte seiner Vorgesetzten, der Kulturministerin Angela Dorn (Grüne) lediglich, bei dem Gespräch handele es sich um eine Privatangelegenheit. Seitdem herrscht Schweigen.

300 Filmschaffende drängen auf den Rücktritt

Zumindest von Seiten Mendigs. Die Kritik am Geschäftsführer zieht seitdem weite Kreise. Die Deutsche Filmakademie, der Regieverband und die „Initiative Hessen Film“, ein Zusammenschluss der regionalen Filmbranche, fordern eine Erklärung von Mendig, eine bundesweite Petition von über 300 Filmschaffenden drängt sogar auf den Rücktritt. Grundsätzlich ist es ja legitim, sich die Meinung der AfD zur Filmförderung anzuhören. (Hier wäre der Bundespolitiker Meuthen allerdings auch der falsche Ansprechpartner) Andererseits hat sich der kulturpolitische Sprecher der Rechten, Marc Jongen, schon 2018 dementsprechend geäußert: „Mit Blick auf die Auswahl der geförderten Filme ist eine ideologische Entschlackungskur vonnöten."

Am Dienstag trifft sich der Aufsichtsrat der Hessen Film und Medien zu einer kurzfristig einberufenen Sitzung. Der Protest aus der Branche habe die Förderanstalt handlungsunfähig gemacht, heißt es aus dem Dorn-Büro. Gegenüber dem Aufsichtsrat wird Mendig sich nicht mit halbherzigen Erklärungen aus der Affäre ziehen können, er hat die Situation offensichtlich falsch eingeschätzt. „Uns interessiert diese Personalie nur am Rande“, erklärt hingegen Hannes Karnick von der „Initiative Hessen Film“. „Wir wollen Schaden vom Standort Hessen abwenden, der es ohnehin schwer genug hat.“

Imageschaden durch die AfD-Werbung

Hans Joachim Mendig ist das Gesicht dieser Krise. Er wurde 2016 über die Köpfe einer Findungskommission hinweg als Nachfolger von Maria Wismeth berufen, die 17 Jahre an der Spitze der Filmförderung stand. Dorns Vorgänger Boris Rhein (CDU) sprach damals ein Machtwort für Mendig, der zuvor für Fernsehproduktionen wie „Ein Fall für Zwei“ verantwortlich war. Der Verdacht liegt nahe, dass das Meuthen-Foto auch ein dankbarer Vorwand ist, sich Mendig, mit den sich die Branche bestenfalls arrangiert hat, zu entledigen. Mit einem Budget von 11,5 Millionen Euro gehört die Hessen Film und Medien zu den mittelgroßen Förderanstalten in Deutschland, darum wird der Imageschaden durch die kostenlose AfD-Werbung umso höher eingeschätzt. Erst vor drei Jahren wurden die drei Fördersäulen des Landes zu einer Einrichtung zusammengelegt. Mendig schadet der noch jungen Hessen Film und Medien sowohl politisch als auch wirtschaftlich.

Der Förderchef neigt zu großspurigen Auftritten

Karl-Eberhard Schäfer, als Chef der U5 Filmproduktion sowohl in der „Initiative Hessen Film“ als auch im Aufsichtsrat vertreten, versucht die Situation momentan zu versachlichen. „Mendig hat seinen Job ja nicht ganz schlecht gemacht. Das Land investiert heute mehr Geld in die Filmförderung, er hat sich unter anderem für die regionale Förderung stark gemacht, von der hier ansässige Firmen und die Nachwuchsförderung profitieren.“ Trotzdem sieht er die Situation seit dem Meuthen-Foto kritisch. Bislang sei Mendig zwar nicht durch extreme politische Äußerungen aufgefallen, auch in den Fördergremien soll er seinen Einfluss kaum geltend gemacht haben. Doch sein Verhalten, vor allem sein Schweigen, stimmt die Branche ratlos. Alle fordern Konsequenzen, notfalls auch einen Rücktritt.

Dass Mendig zu großspurigen Auftritten neigt und Gespräche mit der Branche dafür lieber delegiert, ist im Büro von Dorn schon länger bekannt. Sein Timing könnte darum kaum ungünstiger sein. Am 18. Oktober wird der Hessische Filmpreis verliehen, auch hier sitzt Mendig dem Gremium vor. Den Termin dürfte er nach dem Aufsichtsratstreffen aus seinem Kalender streichen. Aus dem Ministerium heißt es hinter vorgehaltener Hand, Mendig sei nicht mehr tragbar.

Zur Startseite