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Eckstück der Fassade von Schinkels Bauakademie, im Hintergrund die Schlosskuppel des neuen Humboldt Forums.

©  Kitty Kleist-Heinrich

Leitung der Bauakademie: Zwei Schritte vor, einer zurück

Nach dem Rückzug von Staatssekretär Florian Pronold nimmt die Stiftung Bauakademie einen neuen Anlauf. Jetzt ist die Gründungsdirektion erneut ausgeschrieben.

Die geplante Bauakademie steht unter keinem guten Stern. Mit dem Wiederaufbau von Schinkels Bauakademiegebäude, vom Bundestag beschlossen und anschubfinanziert, und mit der Einrichtung der Institution Bundesstiftung Bauakademie haben es die Beteiligten nun nicht mehr eilig. Die Bestallung des Gründungsdirektors war gescheitert, weil sich die Findungskommission über die Ausschreibung hinweggesetzt hat. Die fast ausschließlich mit politischem Personal besetzte Kommission habe einen der Ihren, den fachfremden Berufspolitiker Staatssekretär Florian Pronold, gekürt, der nicht die geforderten Qualifikationen mitbringe, so der Vorwurf.

Ein offener Brief mit einem geharnischten Protest gegen die Berufung hatte 621 Unterzeichner unter Fachleuten aus Bauwesen und Architekturwissenschaft gefunden. Auch hatten zwei Mitbewerber erfolgreich geklagt, und der Gekürte hatte schließlich den Stiftungsrat gebeten, „mich von meiner Bereitschaft, das Amt des Direktors auszuüben, zu entbinden“. Ein Rückzug mit Hintertürchen? Wenn man ihn denn nicht entbände?

Nun ist die Stelle neu ausgeschrieben worden, und es fällt auf, dass alle Kriterien, die Pronold nicht erfüllt hatte, nun nicht mehr verbindlich gefordert werden, sondern als „idealerweise“ gegeben relativiert sind. Die vom Innenministerium dominierte und von Baustaatssekretärin Ann Katrin Bohle geleitete Bundesstiftung erweckt damit den Anschein, dass Florian Pronold nun doch infrage käme. Das würde allerdings das ohnehin stark belastete Verhältnis zwischen der Stiftung und der Architektenschaft vollends zerstören.

Rechnet sich Pronold weiter Chancen aus?

Man wird eine neuerliche Wahl Pronolds wohl auch nicht befürchten müssen, da die Findungskommission inzwischen durch einige unabhängige Fachleute ergänzt wurde und die Politik mit drei zu sechs Stimmen nicht mehr die Mehrheit hat. Die letztgültige Entscheidung trifft allerdings der Stiftungsrat, der nach wie vor ausschließlich mit Politikern und politischen Beamten besetzt ist. Erst nach der Wahl des Direktors (warum erst dann?) soll er um fünf fachgesellschaftliche Akteure erweitert werden.

Die Wahl des SPD-Abgeordneten Florian Pronold wurde vor einem Jahr in der Kulturszene und der Politik massiv kritisiert.
Die Wahl des SPD-Abgeordneten Florian Pronold wurde vor einem Jahr in der Kulturszene und der Politik massiv kritisiert.

© Mike Wolff

Merkwürdig auch, dass Pronold noch nicht klein beigegeben hat. Obwohl ein Gericht einem Unterzeichner des offenen Briefs bescheinigte, die Formulierung, dass Pronold „keine einzige der geforderten fachlichen Kompetenzen aufweise“, sei eine zulässige Meinungsäußerung, besteht er auf seiner Klage gegen die freien Journalisten des Internetportals „frei04“, die den Brief verbreiteten.

Die Bauakademie muss sich inhaltlich neu aufstellen

Pronolds Rechtsanwälte bezeichnen diese sowie eine weitere Textstelle als falsche Tatsachenbehauptung. Die freien Journalisten sehen sich gezwungen, deshalb für die Finanzierung des reichlich überflüssigen Verfahrens, das am 17. Februar in München neuerlich verhandelt werden soll, Crowdfunding zu betreiben. Derlei Probleme hat der „Spiegel“ nicht. Wohl deshalb hat Pronold einen ähnlichen Rechtsstreit gegen das Hamburger Nachrichtenmagazin geräuschlos einschlafen lassen.

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Die Bauakademie wird sich nach der Inauguration eines Gründungsdirektors inhaltlich aufstellen, wird ein Bauprogramm entwickeln und einen Architektenwettbewerb zur Unterbringung im wiederaufgebauten Schinkel-Gebäude ausloben. Viel Eile hat man damit nicht, offensichtlich auch nicht viel Lust, denn die Fortsetzung des Fachdisputs ist absehbar: Welche Aufgaben hat die Bauakademie nun wirklich? Wie sieht die inhaltliche Abgrenzung zu den ähnlichen Aufgaben der Bundesstiftung Baukultur aus? Und die nach wie vor virulente Frage: Warum legt man nicht die beiden vom Bund getragenen Stiftungen zusammen?

Daran besteht kein Zweifel: Hätte der Bundestag vor Gründung der Bundesstiftung Baukultur das Geld für den nur aus städtebaulich-architektonischen Gründen gewünschten Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie lockergemacht, hätte man nicht (wie beim Schloss) mühsam sinnvolle Nutzungen und Legitimation aus dem Hut zaubern müssen, sondern die Bundesstiftung Baukultur darin untergebracht.

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