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Himmlischer Friede.

© REUTERS

Ausstellung: Lupenreine Freundschaft

Alles wunderbar: Die deutschen Offiziellen feiern das Aufklärungsprojekt als großen Erfolg.

Das deutsche Geschenk an das Chinesische Nationalmuseum entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen von Berlin, übergab zum Abschluss der Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ in Peking einen Gipsabdruck der Prinzessinnengruppe des Bildhauers Johann Gottfried Schadow an das Museum am Tiananmenplatz. Somit wird künftig in dem an Kopien nicht gerade unterversorgten China eine weitere Nachbildung stehen, das Original verbleibt in der Alten Nationalgalerie zu Berlin. Eissenhauer fand zudem, die innige Umarmung der Kronprinzessin Louise und ihrer Schwester Friederike könne auch das freundschaftliche Verhältnis der deutschen Museen und des Chinesischen Nationalmuseums symbolisieren. Doch so viel Harmonie wirkt irgendwie auch ironisch – angesichts der Kontroversen, die von dieser Ausstellung ausgelöst wurden.

Am 31. März endet in Peking die bisher größte deutsche Kulturausstellung im Ausland. „Sie war ambitioniert und gerade deshalb wohl in der deutschen Öffentlichkeit so umstritten“, sagt der deutsche Botschafter in China, Michael Schäfer. 500 000 Besucher werden die „Kunst der Aufklärung“ am Ende gesehen haben. „Ein großartiger Erfolg“, findet Michael Eissenhauer, dessen Häuser gemeinsam mit der Staatlichen Kunstsammlung Dresden und der Bayerischen Staatsgemäldesammlung die Ausstellung konzipiert haben. Zumal Erhebungen zeigen, dass die Besucher durchschnittlich zwei Stunden in der Ausstellung verbracht haben, findet der Generaldirektor. Vor allem soll das beweisen, dass die Besucher sich mit dem Thema Aufklärung beschäftigt hätten. Rund zehn Millionen Euro kostete die Ausstellung, die Teil der Neueröffnung des Nationalmuseums in Peking vor einem Jahr war. Sechs Millionen Euro hat das Auswärtige Amt beigesteuert.

„Die Ausstellung ist ein ganz besonderer Höhepunkt unseres Kulturaustausches“, meint Cornelia Piper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, das zurzeit die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zu China vor 40 Jahren feiert. Damals „hätte sich keiner vorstellen können, dass wir in China die Kunst der Aufklärung zeigen und für Menschenrechte und für unsere Werte werben“. Doch genau an dem politischen Anspruch ist die Ausstellung bereits zu Beginn gescheitert.

Dieser Eindruck verfestigte sich bei der Eröffnung vor einem Jahr, als die chinesischen Behörden dem Sinologen und Schriftsteller Tilman Spengler, der als Mitglied der deutschen Delegation reiste, wegen kritischer Äußerungen ganz unaufgeklärt die Einreise verweigerten. Zwei Tage später wurde der bekannteste chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei verhaftet und zunächst ohne Anklage festgehalten. Später warfen ihm die Behörden Steuervergehen vor. „Das ist unser Problem gewesen“, sagt Michael Eissenhauer, „es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Verhaftung von Ai Weiwei und dieser Ausstellung.“ China sei zu selbstbewusst, als dass es wegen einer Ausstellung ein politisches Zeichen setzen müsse. Trotzdem sei die Verhaftung immer in Zusammenhang mit der Ausstellung gebracht worden.

In seiner Rede zur Finissage verteidigte Eissenhauer das Projekt: „In Deutschland messen wir unser Verständnis von Staat an dessen Umgang mit seinen Kritikern, und gerade auch mit seinen Künstlern. Genau dies ist eine Errungenschaft der europäischen Aufklärung, und das haben wir unter anderem in der Ausstellung thematisiert.“ Deshalb sei es auch nie eine Option gewesen, die Ausstellung zu schließen, wie es einige Kritiker gefordert hatten.

Neben einem Jugendkongress und einem pädagogischen Begleitprogramm fanden Foren und Salons über die Aufklärung statt. Die Stiftung Mercator will diese Veranstaltungen in Peking auch künftig fortsetzen. Dann freilich mit nicht ganz so brisanten Themen. Zum Beispiel zur Urbanisierung.

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