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Sir Simon Rattle dirigiert die Berliner Philharmoniker in der Walt Disney Hall.

© Monika Ritterhaus

USA-Tournee der Berliner Philharmoniker: Mahler in Kalifornien

Präzise, klar, direkt: Die Berliner Philharmoniker gastieren in der Walt Disney Concert Hall in Kalifornien.

Zum Schluss ihrer großen Nordamerika- Tournee gastieren die Berliner Philharmoniker in Kalifornien. Gerüchten zufolge will sich der Westküstenstaat von der Union abspalten, sobald Mr. Trump das Weiße Haus bezieht. So weit wird es gewiss nicht kommen, aber die Grundstimmung ist skeptisch.

In New York hatten die Berliner den US-Teil ihrer Tournee begonnen, in Los Angeles haben sie ihre vorletzte Station erreicht. Spielort ist die Walt Disney Concert Hall, jenes 2003 nach 16 Jahren Finanzierungs-, Planungs- und Bauzeit eröffnete Zackengebirge des Architekten Frank Gehry, der, seit Jahrzehnten im benachbarten Santa Monica ansässig, hier ein krönendes Heimspiel absolvierte.

Im Inneren ist das Gebäude erstaunlich ruhig, wirkt der große Saal mit seinen 2265 Plätzen dank der warmtonigen Holzverkleidung aus heimischer Douglasfichte geradezu wohnlich. Dem Berliner Besucher drängt sich der Vergleich mit Gehrys neuestem Werk auf, dem Pierre-Boulez-Saal hinter der Lindenoper, den er soeben für Daniel Barenboim gebaut hat, in Kooperation mit dem Akustiker Yasuhisa Toyota, der auch schon in Los Angeles dabei war.

Mahlers 7. Sinfonie kommt bestens zur Geltung

Dort, im Saal, der das Weinberg-Prinzip von Scharouns Philharmonie aufgreift, ist der Klang ungemein direkt, präzise, räumlich absolut klar. Die Mehrzahl der Zuhörer, die frontal dem Orchester gegenüber auf hin immer steiler ansteigenden Sitzreihen untergebracht ist, dürfte es so empfinden. Dieser so räumliche Klang kommt bei Mahlers 7. Sinfonie bestens zur Geltung, bei der es eine Freude ist, die einander folgenden und abwechselnden Bläser herauszuhören.

Man kann der so analytischen Interpretation Simon Rattles die Andeutungen profaner Musiken wie etwa Märschen wunderbar ablauschen; dafür fehlt ein wenig der Raum für den „Weltschmerz“ , den das Programmheft im deutschen Fremdwort – natürlich! – beschwört. Das Publikum jedenfalls ist hellauf begeistert, springt von den Sitzen auf und zollt jedem Solisten verdienten Extra-Applaus. Und erwartet nach seinem Jubel keine Zugabe, sondern strebt entschlossen in die sechs Etagen der unter der Konzerthalle liegende Tiefgarage.

Ab 2. 12. ist das Orchester wieder in der Berliner Philharmonie zu erleben.

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