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Mia Goth ist Maxine.

© Starmaker Studios LLC

„MaXXXine“, das Finale der „X“-Trilogie: Ode an den Schund

Slasher-Hommage im Neonlicht: Ti West bringt seine „X“-Trilogie zu einem fröhlich-geschmacklosen Ende, wieder mit Mia Goth als Kraftzentrum. 

Stand:

Eine Frau wagt sich allein in die finstere Seitenstraße hinein. Ihre Absätze klackern, der Gully dampft, das Neonlicht sirrt. Hinter ihr: ein Mann, er zückt schon sein Messer. Doch Maxine (Mia Goth) weiß, auf sich aufzupassen. Sie holt eine Pistole aus der Handtasche, zwingt den Angreifer, (Allen Waiserman) sich auszuziehen, sich hinzulegen und der Waffe einen Blowjob zu geben. Anschließend zermalmt sie seinen Hoden mit dem Stiefel – was Regisseur Ti West in Großaufnahme zeigt. 

Wer mit Geschmacklosigkeiten dieser Art nichts am Hut hat, ist bei „MaXXXine“ im falschen Film. West hat mit dem Abschluss seiner „X“-Trilogie eine Ode an den Schund gedreht.

Rekapitulieren wir kurz, was bisher geschah. Der erste Teil von 2022, „X“ genannt, spielt auf einer Farm in Texas. Im Jahr 1979 will Maxine dort einen Porno drehen, doch die Crew wird von einer Killer-Oma (ebenfalls Goth unter Zentnern von Make-up und Prothesen) gemeuchelt. Gelegenheit für West, dem Exploitation-Film der Siebziger zu huldigen. 

Für den zweiten Teil, „Pearl“ (2022), springt der Regisseur ins Jahr 1918, um die Vorgeschichte der Mörderin (wieder Goth in jung) zu erzählen. Diesmal kreuzt er Horror und Satire mit dem Technicolor-Zauber der Dreißiger. Eine irre Mischung, die Mia Goth mit einer Tour-de-Force-Performance zusammenhält.  

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Die 30-jährige Britin hat mit der Trilogie ihr eigenes abseitiges Franchise bekommen. Auch in „MaXXXine“ ist sie das Kraftzentrum, selbst wenn West – erneut als Regisseur, Drehbuchautor, Cutter und Produzent – ihr mit Elizabeth Debicki, Michelle Monaghan, Bobby Cannavale und Giancarlo Esposito namhafte Stars zur Seite stellt. Sie nehmen ihren Job sichtlich ernst (bis auf Kevin Bacon, der seinen Privatdetektiv als goldzahn-grinsende Karikatur anlegt).  

„MaXXXine“: alles andere als zweitklassig

In dieser B-Movie-Hommage läuft einiges anders als in den schrottigen Vorbildfilmen, die in den Achtzigern im Halbschatten der Videotheken Konjunktur hatten – zum Leidwesen der Sittenwächter. Der Regisseur zeigt, wie der VHS-Boom der Horror- und Porno-Industrie besorgte Eltern und christliche Hardliner auf die Straße treibt – und einen Serienmörder namens Night Stalker. Los Angeles wird zum schwül-glitzernden Moloch aus Sünde, Gewalt und Hysterie: In Sachen Ausstattung, Ästhetik und Atmosphäre ist „MaXXXine“ alles andere als zweitklassig geraten. 

In dieser explosiven Ursuppe plant Maxine den Ausbruch aus der Pornobranche. Tatsächlich ergattert sie einen Part in einem Horrorstreifen namens „The Puritan 2“. Ti West nutzt das Setting der Hollywoodstudios für Verweise in die Filmgeschichte und ein Spiel mit den Bedeutungsebenen. Wenn die „Puritan 2“-Regisseurin (Debicki) Maxine ihre Vision darlegt, könnte das auch glatt aus dem Pitch für die Trilogie stammen: Der Film werde „ein B-Movie mit A-Klasse-Ideen“, sagt sie. Und die Figur der Maxine sei „eine Killerin, aber kein Bösewicht“. Die macht sich mit letzter Entschlossenheit daran, ein Star zu werden. Selbst der Night Stalker soll sie daran nicht hindern.

Hommage an die Slasher-Filme der Achtziger

Wieder lässt West sich Zeit, die Konfliktlinien zu ziehen. Doch diesmal will kein rechter Drive aufkommen. Szenen und Reminiszenzen stehen lose nebeneinander, etliche Figuren werden kurz eingeführt und segnen bald wieder das Zeitliche. Andererseits könnte das auch Absicht sein, denn West will ja eine Hommage an die Slasher-Filme der Achtziger abliefern, und die waren nun mal schludrig geschrieben.  

Legen wir also lieber die Maßstäbe brachialer VHS-Unterhaltung an. Spannung: überschaubar. Sex: erstaunlich wenig. Gore: einige heftige Einlagen (FSK ab 18). Wie eine Trash-Huldigung packender geraten kann, hatte West mit „X“ bewiesen. Da gibt es trotz aller selbstironischer Brechung auch Szenen, in denen man das Atmen vergisst (es sei nur an das Bad im Alligatoren-Tümpel erinnert).  

„MaXXXine“ ist der schwächste Teil der Trilogie geworden. Kino- (und VHS-)Enthusiast:innen mit einem Herz fürs Geschmacklose kommen vielleicht trotzdem auf ihre Kosten, wenn sie in diese Seitengasse der Filmgeschichte einbiegen. 

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