
© dpa/Bearbeitung: Tagesspiegel/Horst Ossinger
Mit 89 Jahren gestorben: Horst Janson – ein Luftikus und Horrorheld
Seinen Durchbruch schaffte Horst Janson 1973 als Langzeitstudent in der Serie „Bastian“. Aber er trat auch in der „Sesamstraße“ auf und drehte internationale Actionfilme.
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Magische Momente ereignen sich manchmal an wenig romantischen Orten. Etwa auf einem Krankenhausflur, wo der wahnsinnig attraktive Langzeitstudent zum ersten Mal dieser ebenfalls attraktiven, aber kühlen Assistenzärztin begegnet. Eigentlich wollte er nur einmal seine Oma besuchen, aber bald kommt er täglich. Und als die Medizinerin abweisend bleibt, verspricht er: „Wenn das die einzige Möglichkeit ist, Ihnen wiederzubegegnen, dann lass ich mich hier einweisen – und wenn ich Terpentin trinken muss“. Pech für ihn, dass es sich um eine gynäkologische Klinik handelt.
So ist er halt, der „Bastian“ in der gleichnamigen, 1973 vom ZDF ausgestrahlten Serie: ein draufgängerischer, mitunter linkischer Sympathieträger. Natürlich erobert er im Laufe der 13 Folgen das Herz der von Karin Anselm gespielten Ärztin. Horst Janson verkörperte als Bastian eine Lockerheit, die im deutschen Fernsehen bis dahin noch nicht vorgekommen war.
Schon seine froschgrüne, mit Blumen bemalte Citroën-Ente signalisierte fröhliches Hippietum. Man möchte sofort rufen: Dufte! Vor allem besaß Janson die neben Günter Netzer prachtvollsten blonden Haare der Republik. Schulterlang, mit Seitenscheitel über den blauen Augen. Als der Maskenbildner sie vor Drehbeginn abschneiden wollte, intervenierte der Regisseur: „Die bleiben!“
„Liebenswerter Luftikus“, so wurde Janson fortan genannt. „Wenn damit jemand gemeint ist, der nicht so krampfhaft verbissen und ehrgeizig durchs Leben geht, kann man den Begriff, der ja als Kompliment gemeint ist, tatsächlich auf mich übertragen“, sagte er Jahrzehnte später einem Fanzine. Mit dem „Bastian“ schaffte der Schauspieler seinen endgültigen Durchbruch.
Fröhliches Hippietum
Dabei hatte Horst Janson, der 1935 in Mainz geboren wurde, damals bereits eine lange Filmkarriere hinter sich. Er debütierte 1959 in der zweiteiligen „Buddenbrooks“-Verfilmung von Alfred Weidenmann, spielte neben Gustaf Gründgens in „Das Glas Wasser“, war 1962 im ersten Fluchtthriller nach dem Bau der Berliner Mauer, Robert Siodmaks „Tunnel 28“, dabei, stand neben Tony Curtis und Charles Bronson für „Zwei Kerle aus Granit“ vor der Kamera und turnte 1969 als Trapez-Artist Sascha Doria durch die TV-Serie „Salto Mortale“.
Abgestürzt ist Janson nie, er war ungemein produktiv. Nicht einmal vor Actiontrash wie „Zinksärge für die Goldjungen“ schreckte er zurück und machte gute Figur in Uniform, in internationalen Weltkriegs-II-Filmen wie „Ausbruch der 28“, „Das Wiegenlied der Verdammten“ oder „Steiner – Das Eiserne Kreuz, 2. Teil“.
„Ich hatte einfach viel Glück“, so bilanzierte Janson, der Sonnyboy, sein Leben. Zu verdanken hatte er viele Engagements auch guten Englischkenntnissen. Sie stammten aus seiner Zeit als Schauspielschüler in Wiesbaden, wo er als Taxifahrer jobbte und Angehörige des US-Headquarters chauffierte.
Triumph als Vampirjäger
Sein Auftritt als Hauptdarsteller im britischen Film „Captain Kronos – Vampirjäger“ wird inzwischen bei Horror-Festivals gefeiert. 1974 floppte er, in Deutschland kam er nicht mal ins Kino. Ein Grund dafür war, dass die legendären Hammer-Filmstudios vor dem Bankrott standen.
Viele kennen Horst Janson aus der „Sesamstraße“, in der er von 1980 bis 1985 mitwirkte. In den Neunzigerjahren spielte er Old Shatterhand und den Old Firehand bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg. Bis 2018 war er im Fernsehen zu sehen, in Serien wie „In aller Freundschaft“, „Das Traumhotel“ und „Unter weißen Segeln“. Mit seiner zweiten Ehefrau Hella Ruthardt lebte er in München, mit ihr hat er zwei erwachsene Töchter. Im letzten Jahr erlitt Janson einen Schlaganfall, nun ist er gestorben. Er wurde 89 Jahre alt.
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