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Jentsch Kosslick Merkel

© dpa

Effi-Briest-Premiere: Mit Merkel im Kino

Da staunte die Bundeskanzlerin aber: Bei der Gala-Premiere von „Effi Briest“ in den Friedrichstadtpalast wurde Angela Merkel von den 1800 Zuschauern mit prasselndem Beifall begrüßt, ja sie räumte als Überraschungsgast sogar den lautesten Applaus des Abends ab.

Da Festivalchef Dieter Kosslick die Regierungschefin nur in Empfang genommen hatte, um gleich danach wieder zu verschwinden - in einer „ernsten familiären Angelegenheit“ wie Programm-Manager Thomas Hailer erklärte - kam Günter Rohrbach zu der Ehre, neben Merkel platziert zu werden. Und das war auch ganz in Ordnung so, denn schließlich bekam der Filmproduzent zu Beginn des Abends eine Berlinale-Kamera für sein Lebenswerk überreicht, von Kulturstaatsminister Bernd Neumann persönlich. Michael Ballhaus, der legendäre Kameramann, hatte sich bereiterklärt, für seinen Freund die Laudatio zu halten. Es war die erste im Leben des 73-Jährigen und er entsprechend nervös. Rohrbach selber zeigte sich dagegen äußerst souverän, packte den von der Bühne ins Parkett zurückstrebenden Ballhaus sanft am Schlafittchen, um den Fotografen ihre Bilder zu ermöglichen. Die hatten überhaupt viele Motive an diesem Abend, denn im Saal wurden außerdem gesichtet: Nina Hoss, Mario Adorf und Chansonnier Max Raabe. Hermine Hunthgeburths Fontane-Verfilmung bietet mit Julia Jentsch, Sebastian Koch, Barbara Auer, Juliane Köhler und Thomas Thieme eine echte nationale Star-Riege auf.

Wie so oft hatte sich für den Aufmarsch der Filmcrew mal wieder niemand um eine Choreografie bemüht, geschweige denn einen Gedanken darauf verwendet, ob es nicht ganz nett gewesen wäre, wenn der eine oder andere Schauspieler vielleicht ein paar nette, verbindliche Sätze ins Mikrofon gesprochen hätte. Intensiv dagegen hatten mehrere Protagonistinnen dagegen über ihre Outfits nachgedacht - und kräftig daneben gegriffen: Julia Jentsch wirkte mit der zopfigen Hochsteckfrisur, dem steifen schwarzen Stehkragen-Kostüm samt bis unters Kinn geknüpften Blusen-Schleife wie ihre eigene Großmutter, Regisseurin Hunthgeburth stand die vermeintlich hauptstädtisch-trendige Jacke-Rock-Hose-Schichtkombination absolut nicht und Juliane Köhler schließlich hatte sich in eine hautenge zitronengelbe Robe mit unten abstehendem Meerjungfrauen-Fischschwanz einnähen lassen, die selbst bei einer Oscar-Verleihung auffällig aufgedonnert gewirkt hätte. Wie auch immer man die Qualität des „Effi Briest“-Films einschätzen mag - einen gewissen Schauwert hatte dieser Abend auf jeden Fall.

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