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Modewort Kulturbotschafter: Ein Leuchtturm von innen heraus
Zwischen Berlin und München herrschen äußerst verschiedene Vorstellungen, was einen Kulturbotschafter ausmacht. Ohne einen brauchbaren Kulturbegriff ist das auch schwer möglich.
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Was bitte sind Kulturbotschafter? Das neue Jahr hat gleich zu Beginn einen verwirrenden Begriff geboren. Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz handelt es sich um zehn Flix-Busse, die Besucher auf die Museumsinsel locken sollen. Zum 200-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung für das Alte Museum rollen die „Kulturbotschafter auf Rädern“ mit riesigen Nofretete-Köpfen und der Aufschrift „The World’s Greatest Art Unlocked“ durch Deutschland und die Nachbarländer.
Flix-CEO Daniel Krauss will mit dieser Public Private Partnership „gerade in Zeiten knapper Budgets einen Unterschied machen“, wie es auf Neudeutsch heißt, und zeigen, „dass Mobilität und Kultur Hand in Hand gehen können“. Können? Müssen? Dürfen? Sollen? Egal, dieser Vorschein künftiger Allianzen, hat auch seinen sprachlichen Preis.
Und wo bleibt das Menschliche? Auf zu den Bayern – und gleich dortgeblieben. Sie denken nicht eine Sekunde daran, die frohe Botschaft ihrer heimischen Brauch- und Reichtümer über die eigenen Grenzen hinauszutragen.
Die Stiftung Kulturzukunft, zuständig für den gerade entstehenden Kulturatlas Bayern, sucht gegen eine nicht näher bezifferte Entlohnung und eine nicht näher benannte Qualifikation noch bis Ende Januar eine nicht näher bezifferte Zahl regionaler Fürsprecher. Sie sollen in den kommenden zwei Jahren in ihren jeweiligen Bezirken Veranstaltungen organisieren und Netzwerke bilden, die den Freistaat stärker in die kulturelle Verantwortung nehmen.
So nebulös das alles klingt: Ist Kultur nicht schlicht eine „tiefgreifende Ausbildung in puncto Mensch“? So hat es ein ehemaliger Teilnehmer der Ausbildung zum Kulturbotschafter formuliert, wie sie die Münchner Corporate Happiness GmbH für knapp 7000 Euro anbietet – sechs Workshop-Tage im Hubertus Mountain Refugio Allgäu auf 1044 Höhenmetern inklusive (Übernachtung exklusive).
Geschult werden Leute, die eine „neue Unternehmenskultur mit den Methoden der Positiven Psychologie in die gesamte Organisation tragen und den Kulturwandelt wie ein Leuchtturm von innen heraus vorantreiben“. Für den Bayern-Job wird das nicht reichen, aber vielleicht für das neue Berliner Kulturbusiness – samt Anleitung zu einer ausgesprochen unberlinerischen Poesie.
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