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Kultur: Mythen in Tüten

Das Kölner Messe-Trio im Frühjahr bietet ein uneinheitliches Bild

Das wichtigste Indiz für das Heranrücken der Kölner Frühjahrsmessen ist augenfällig: Westdeutsche Kunstmesse, Antiquariatsmesse und KunstKöln liegen in diesem Jahr erstmals auf einer Etage. Was zum Abbau der zuletzt deutlich hervorgetretenen Zweiklassengesellschaft aus gediegenem WKM-Publikum und jüngerem KunstKöln-Besucher beitragen soll, lässt jedoch in diesem Jahr ein starkes Qualitätsgefälle nur um so deutlicher zutage treten.

Während auf der 36. WKM einige Messerückkehrer wie die Möbelspezialisten Schmitz-Avila oder Schlapka und regelmäßige Teilnehmer wie Ludorff (Düsseldorf), der ein abstraktes Gemälde von Gerhard Richter von 1987 für 850000 Euro im Angebot hatte, gute Qualität bieten, fällt auf der 6. KunstKöln vor allem die Abteilung „Kunst nach 1980“ deutlich ab. Hier konnte sich sogar die krisengeschüttelte Art Frankfurt deutlicher als Marktplatz für preiswerte junge Kunst etablieren. Mit dieser auf 76 Galerien eingedampften Ausgabe der KunstKöln vermag Gérard Goodrow kaum herausragende Akzente zu setzen. Dagegen halten beispielsweise Rackey aus Bad Honnef, der schöne Pencks zeigt und einen „Deutschen Bundestag“ von Jörg Immendorff von 1978 für 160000 Euro.Für Aufsehen sorgt einmal mehr Michael Schultz (Berlin) mit einem Piranha-Aquarium in einem Rolls-Royce, einer Arbeit des Berliner Künstlers Dirk Krechting (125000 Euro).

Der Bereich, in dem die KunstKöln in diesem Jahr klar punktet, und damit wieder deutlich an ihre Anfänge als Düsseldorfer Messe für Editionen anknüpft, sind Auflagen, Druckgrafik und Multiples. Hier gibt es einiges zu entdecken und qualitativ überzeugende Kunst zu günstigen Preisen. So verkauft Peter Tedden (Düsseldorf) witzige Objekte Düsseldorfer Akademieabsolventen, wie einen in die Wand zu schlagenden „Ueckernagel“ von Arno Bojak im Tütchen für 30 Euro. Die Viersener Galerie Benden & Klimczak präsentiert eine umfassende Auswahl hochkarätiger Grafiken von Tom Wesselman, die in einer Sonderschau präsentiert werden. Der Kölner Salon-Verlag hat erneut preiswerte „Ex-Libris“-Bucheditionen aufgelegt – in diesem Jahr gleich zwei attraktive neue Auflagen (Auflage 300, je 150 Euro), bei denen Louise Bourgeois und Rosi Trockel Lieblingsbücher aussuchten und je ein Blatt dazu gestalteten. Viele rote Punkte gab es schon bei der Eröffnung für diese ebenso preiswerten wie originellen Arbeiten.

Die angestrebte Spezialisierung auf Fotografie scheint in diesem Jahr, anders als in den Vorjahren, weitgehend glücklos. Auf der nun „Kölnphoto V“ genannten Fotosektion überzeugt allein die Sonderschau mit Dokumentarfotografie junger deutscher Fotokünstler, die aus Preisvergaben rekrutiert wurden – einmal aus dem Wüstenrot-Förderpreis für deutsche Dokumentarfotografie und dem „Siemens Arts Program“. Hier fielen besonders die kühlen Architekturstudien des Ruff-Schülers Dokyun Kim auf, dessen Arbeiten bei Claudia Delank (Köln) zu erstehen sind. Dagegen fällt die Qualität des fotografischen Angebotes der Händler im Vergleich zu den Vorjahren deutlich ab. Gefällig übermalte Fotografien und verwischte Abstrakta auf Diasec scheinen der letzte Schrei zu sein.

Fazit: Das Einschmelzen der drei Messen zur „Cologne Fine Art“ in neuen Hallen im nächsten Jahr und das Vorziehen des Termins könnten für die Westdeutsche Kunstmesse und die Antiquariatsmesse durchaus von Nutzen sein. Für den langfristigen Erfolg wäre aber eine Konzentration der Aussteller nötig. In diesem Jahr hat die Zusammenlegung vor allem die Schwächen der KunstKöln offenbart. Ein denkbarer Ausweg wäre es, wenn sich die Messe ganz auf ihre Qualitäten im Bereich der Multiples besinnen würde. Statt ein mittelmäßiges Angebot im Segment der jungen Kunst auf der KunstKöln zu bieten, sollten die rheinischen Messeorganisatoren Farbe bekennen und die Art Cologne noch weiter stärken, um die Messe für internationale Top-Galerien wieder attraktiver zu machen. Die letzte Konsequenz für die KunstKöln wäre dann aber wohl das Aufgehen in einer Sektion „Multiples“ auf dem traditionsreichen Kunstmarkt im Herbst.

Magdalena Kröner

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