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Claude De Demo in „#Motherfuckinghood“ am Berliner Ensemble

© Moritz Haase

Vorwürfe von Machtmissbrauch am Berliner Ensemble: Macherinnen von „#Motherfuckinghood“ nehmen ihr Stück vom Spielplan

Laut einer „Spiegel“-Recherche sollen am BE Mütter systematisch schikaniert worden sein. Die Macherinnen eines Stücks über Mutterschaft ziehen nun Konsequenzen, kritisieren aber auch die Berichterstattung. 

Stand:

Die Regisseurin Jorinde Dröse und die Schauspielerin Claude De Demo wollen ihr Stück „#Motherfuckinghood“ nach Berichten über Diskriminierung von Müttern in der Maskenabteilung des Berliner Ensembles vorerst nicht mehr im Haus aufführen. Das gaben die beiden Frauen am Dienstag in den sozialen Medien bekannt.

„Wir erklären uns solidarisch mit den Betroffenen und verurteilen jede Form von Mobbing und Machtmissbrauch!“, schreiben sie in einem gemeinsamen Statement.

„#motherfuckinghood ist ein sehr persönlicher Abend, dessen Inhalte wir ernst nehmen. Um in unserer politischen Aussage glaubhaft zu bleiben, haben wir entschieden, unseren Abend über Mutterschaft am Berliner Ensemble pausieren zu lassen, bis die Anschuldigungen, die gegen das Berliner Ensemble in Bezug auf Mobbing gegen Mütter und Machtmissbrauch gemacht wurden, aufgeklärt sind“, heißt es weiter.

Die Regisseurin Jorinde Dröse

© Moritz Haase

„#Motherfuckinghood“ ist eine One-Woman-Show über die Widrigkeiten, denen Mütter in der Gesellschaft heute ausgesetzt sind. Es geht um Gewalterfahrungen bei der Geburt, um Care-Arbeit, Schuldgefühle und fehlende politische Unterstützung.

Kritik am „Spiegel“-Text

Ende der vergangenen Woche hatte „Der Spiegel“ über mutmaßliche Missstände in der Maskenabteilung des BE berichtet und bezog sich dabei unter anderem auf Aussagen von 16 ehemaligen und aktuellen Mitarbeiterinnen. Die Frauen schilderten Schikane durch die Chefin, unter der insbesondere Mütter zu leiden gehabt hätten. Man habe von den Frauen ständige Verfügbarkeit verlangt, das Arbeitsumfeld sei von Herabwürdigung, Kontrolle und Einschüchterung bestimmt gewesen.

Auch von der Berichterstattung distanzieren sich De Demo und Dröse allerdings in Teilen. Sie beklagen, dass ihr Theaterabend, der in Eigeninitiative entstanden sei, in dem Artikel „in einen Kontext mit schwerwiegenden Vorwürfen wie Machtmissbrauch und Mobbing gegen Mütter“ gestellt werde. Konkret nehmen sie Bezug auf eine Passage im „Spiegel“-Text, in der eine Veranstaltung im BE mit dem Titel „Mütter haben keine Lobby?“ beschrieben wird.

„Im Anschluss gab es ein Vernetzungstreffen samt Sekt und Häppchen, bei dem Flyer von einem Selbsthilfeverein für Alleinerziehende auslagen“, heißt es im Artikel. Anders als hier suggeriert werde, sei der Netzwerkabend nicht vom Berliner Ensemble, sondern vom Gunda-Werner-Institut der Heinrich-Böll-Stiftung finanziert worden, so De Demo und Dröse, „Sekt und Häppchen“ habe das Netzwerk „Roter Tisch“ bezahlt.

Im „Spiegel“ war zusätzlich zu den mutmaßlich belastenden Arbeitsverhältnissen für Mütter auch die Doppelmoral des Hauses kritisiert worden, das sich nach außen feministisch gibt – unter anderem durch Stücke wie „#Motherfuckinghood“ auf dem Spielplan.

Protest am Weltfrauentag

Die Entscheidung von Claude De Demo und Jorinde Dröse, ihr Stück zu pausieren, ist nicht der erste Protest im Zuge der „Spiegel“-Recherche. Am vergangenen Samstag hatten Aktivistinnen der Gruppe „BertiBrichtUltras“ kurz nach dem Ende der ausverkauften Vorstellung von „It’s Britney Bitch“ von Lena Brasch und Sina Martens Flyer mit der Aufschrift „Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen. Gegen patriarchale Machtstrukturen am Theater!“ von den oberen Rängen in den Innenraum des Theaters geworfen. Die Bronzestatue von Bertolt Brecht vor dem Haus wurde mit einem Knebel versehen und darunter ein Banner mit dem Spruch „Viel ist schon gewonnen, wenn nur einer aufsteht und ‚Nein‘ sagt“ angebracht.

Das Berliner Ensemble hatte nach der Veröffentlichung der Vorwürfe in einem Statement geäußert, dass man die Beschwerden der Mitarbeiterinnen „sehr ernst genommen“ und mit Coachings und Mediationsverfahren darauf reagiert habe. Viele der Betroffenen hatten bereits im Juni 2023 einen Brandbrief an ihre Abteilungsleiterin geschickt. Zuletzt habe es Ende 2024 ein Gespräch der Geschäftsführung mit der gesamten Maskenabteilung gegeben, in dem sich die Beteiligten positiv über die gegenwärtige Stimmung im Team und am Haus geäußert hätten, so die Verantwortlichen des BE. Der Darstellung im „Spiegel“ widerspricht das. Dort heißt es, aktuell stünden wieder mehrere Maskenbildnerinnen kurz davor, das Haus aufgrund der Behandlung durch die Chefin zu verlassen.

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