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Ständige Verfügbarkeit und Kontrolle: Mütter berichten über Schikane am Berliner Ensemble
Auf der Bühne macht sich das BE für Frauenrechte stark. Hinter den Kulissen soll es die Chefin der Maskenabteilung besonders Müttern schwer gemacht haben.
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Am Berliner Ensemble soll es in der Maskenabteilung Mobbing vor allem gegen Mütter gegeben haben. Das geht aus einer Recherche des Magazins „Der Spiegel“ hervor. Das Magazin hat laut eigenen Angaben mit 16 ehemaligen und aktuellen Angestellten der Maskenabteilung der berühmten Berliner Bühne gesprochen, die Vorfälle von Machtmissbrauch schildern. Die meisten arbeiten heute nicht mehr am Haus.
Die Geschäftsführung des Hauses unter der Intendanz von Oliver Reese schreibt dem Tagesspiegel in einem Statement, sie kenne die Situation in der Abteilung „Maske“ und habe die geschilderten Fälle von Anfang an sehr ernst genommen.
Mobbing gegen Mütter
In der „Spiegel“-Recherche ist von Ausbeutung und Schikane die Rede. Viele der Frauen, die sich gegenüber dem Magazin äußerten, sind Mütter. Die Leiterin der Maskenabteilung habe ständige Verfügbarkeit verlangt, auch von alleinerziehenden Müttern. Zwar ist Rufbereitschaft an Theatern nicht selten, vertraglich aber oft nicht geregelt, so auch am BE. In dem Artikel ist von einem System von Kontrolle und Gehorsam die Rede.
Herabwürdigungen und Kontrolle
Zitiert wird unter anderem die befristete Angestellte, Marie Z., sie habe ständig verfügbar sein müssen, auch am Wochenende und an Feiertagen, häufig kurzfristig Abendvorstellungen übernehmen müssen, ohne Rücksicht auf ihre Situation als Mutter mit Kind, die bekannt gewesen sei. Dazu habe es Herabwürdigungen und verächtliche Sprüche von Seiten der Chefin der Maskenabteilung gegeben. Kleinste Arbeitsschritte seien akribisch kontrolliert worden. Wer nicht spurte, bekam keine verantwortungsvollen Aufgaben mehr übertragen und fürchtete um seinen Job.
2023 begannen sich die Frauen zu wehren. Ein gemeinsamer Brief der Betroffenen an die Chefin sowie mehrere Briefe, Verbesserungsvorschläge und Gespräche mit Intendanz und Geschäftsführung des Theaters haben aus Sicht der Befragten nicht zu Besserungen geführt. Viele der Betroffenen baten um Auflösungsverträge, mehrere sagen dem „Spiegel“, dass sie sich wegen der Arbeit krankschreiben lassen mussten.
Mediationsverfahren wurden eingeleitet
Die Geschäftsführung (GF) des Berliner Ensembles sagt dazu in einem Statement an den Tagesspiegel: „Es wurden gezielte Maßnahmen ergriffen, um eine Besserung der Situation herbeizuführen. Es gab regelmäßige Gespräche der GF mit den Beteiligten und es wurden Mediationsverfahren sowie professionelle Coachings und Teamworkshops organisiert und durchgeführt. Zuletzt hat es Ende 2024 ein Gespräch der GF mit der gesamten Abteilung ‚Maske‘ gegeben, in dem sich die Beteiligten positiv über die gegenwärtige Stimmung im Team und am Haus geäußert haben.“
Weiter erklärt das Theater: „Weder in diesem Gespräch noch im Nachgang wurden der GF aktuelle Probleme (auch nicht anonym) mitgeteilt. Gleichwohl wird der Prozess fortgesetzt und das BE führt die Gesprächsformate mit den Mitarbeitenden weiter. Darüber hinaus bietet das BE in Kooperation mit dem Fürstenberg-Institut für alle Mitarbeitenden kostenlose und jederzeit (anonym) wahrnehmbare psychosoziale Beratung zu allen Themen des beruflichen und privaten Lebens an, um gute Arbeitsbedingungen am Haus zu gewährleisten.“
Laut „Spiegel“-Artikel sehen das nicht alle Betroffenen so rosig. Es soll aktuelle Fälle geben, bei denen wieder der Betriebsrat hinzugezogen worden ist.
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