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Zuschauerraum, Saal in der Mailänder Scala,

© imago/imagebroker

Zur Situation der Oper in Italien: Das Publikum ist wieder zurück

Ob in der Mailänder Scala, bei den Festspielen in Verona oder kleineren Veranstaltungen in Parma: Die Pandemie hat der Oper-Begeisterung der Italiener keinen Abbruch getan.

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Im Foyer der Mailänder Scala war kaum noch ein Zentimeter Platz, als Anfang Dezember die neue Saison glanzvoll mit Modest Mussorgskis Oper „Boris Godunow“ startete. Wie immer an Sant’Ambrogio, dem Festtag des Stadtheiligen, standen Politiker, Wirtschaftsgrößen und Showstars im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Das Defilee der Smokings und Paillettenroben schien kein Ende zu nehmen.

Mit Kartenpreisen von bis zu 3000 Euro für einen Platz im Parkett ist die „serata inaugurale“ ein kostspieliges Vergnügen. Für einen der begehrten günstigen Plätze im obersten Rang, dem „loggione“, muss man viele Stunden in der Warteschlange stehen. So mancher Opernliebhaber mit schmalerem Geldbeutel ist auf eine der Folgevorstellungen ausgewichen, um das russische Zarendrama doch noch live auf der Bühne sehen zu können.

Die lange Corona-Pandemie, die in Italien eine erschreckend hohe Zahl von Todesopfern forderte, hat die Begeisterung der Italiener für die Oper offensichtlich nicht schmälern können. Auch die Besucher aus dem Ausland sind nach der Aufhebung der Reisebeschränkungen mittlerweile in großem Stil zurückgekehrt.

Die Auslastung der Scala in Mailand beträgt 90 Prozent

Nach Angaben der Scala erreicht die Auslastung zum aktuellen Spielzeitbeginn fast 90 Prozent. Das Publikum sei zurückgekommen, sagte Intendant Dominique Meyer kurz vor der Premiere im Interview mit der Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“. Für 2022 rechnet er mit einer Gesamtbilanz von etwa 130 Millionen Euro, ein leichter Rückgang im Vergleich zu der Zeit unmittelbar vor Corona. Meyer begründet dies so: „Ich biete lieber einige Vorstellungen weniger an, wenn sich dadurch die Auslastung des Hauses erhöhen lässt“.

Das internationale Publikum macht inzwischen wieder rund 30 Prozent aller Gäste aus. Zwar fehlen Russen, Chinesen und Japaner, dafür kamen mehr Amerikaner und Besucher aus verschiedenen Teilen Europas. Die durchschnittliche Auslastung der Scala lag laut Meyer bei 80 Prozent und damit sogar noch höher als 2019. Für das kommende Jahr werden 83 Prozent anvisiert.

Auch die Opernfestspiele von Verona blicken nach ihrer 99. Ausgabe mit fünf Neuproduktionen zuversichtlich nach vorn. Wie das Festival Ende September mitteilte, sahen rund 342.000 Zuschauer in diesem Sommer die Vorstellungen in der antiken Arena, nachdem alle Platzbeschränkungen aufgehoben worden waren.

Erfolgreichster Titel in Verona: Verdis „Aida“

Die Einnahmen von mehr als 26 Millionen Euro aus Ticketverkäufen für 46 Opernabende und drei weitere Events erreichten ungefähr den Stand der äußerst erfolgreichen Saison 2019. Und dies, obwohl 2022 fünf Vorstellungen weniger angeboten wurden und der Vorverkauf teils noch von den Auswirkungen der Pandemie überschattet war. Mit einem Durchschnittserlös von über 575.500 Euro pro Abend konnte das Festival sogar einen neuen Rekord aufstellen. Der erfolgreichste Titel war mit durchschnittlich 8100 Besuchern pro Vorstellung wieder Giuseppe Verdis Oper „Aida“, wegen der monumentalen Ausstattung ohnehin ein Paradestück in der Arena.

Auch das kleinere Festival Verdi in Parma, Fidenza und Busseto konnte mit über 15.000 Gästen und Einnahmen von mehr als 875.000 Euro wieder an die Zeiten vor der Pandemie anknüpfen. Auf dem Spielplan standen unter anderem die drei Verdi-Opern „La forza del destino“, „Simon Boccanegra“ und „Il trovatore“, außerdem seine „Messa da Requiem“ und „Quattro pezzi sacri“.

Weitere 14.000 Zuschauer kamen zu Veranstaltungen des kostenlosen Nebenprogramms „Verdi Off“, die auf Plätzen, in Parks und auf den Straßen stattfanden. Auch das Publikum aus dem Ausland war nach Corona wieder zahlreich anwesend. Das Teatro Regio in Parma habe wie alle anderen Kulturinstitutionen erheblich unter den Folgen der Pandemie zu leiden gehabt, erklärte die Generaldirektorin Anna Maria Meo. Man habe aber nie damit aufgehört, neue Projekte zu entwerfen, um die frustrierende Pandemiezeit zu überstehen.

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