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Familie Kupfer. Die Schauspieler Florian Lukas (l-r), Jörg Hartmann, Uwe Kockisch und Ruth Reinecke am Set der Staffel der Fernsehserie „Weissensee“.

© dpa/Jens Kalaene

„Ossi“-Land ist nicht auserzählt: „Weissensee V“ war nie notwendiger

Produzentin Regina Ziegler will die Serie weitererzählen. Merkwürdigerweise erklärt sich die ARD nicht als Kooperationspartner

Joachim Huber
Ein Kommentar von Joachim Huber

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Regina Ziegler will die Fernsehserie „Weissensee“ weitererzählen. Zieglers Firma hat die bisher 24 Folgen rund um die beiden Ost-Berliner Familien Kupfer und Hausmann für die ARD produziert. Ein nachhaltiger Erfolg, Auszeichnungen vom Grimme- bis zum Deutschen Fernsehpreis.

ARD-Programmchef sagte nein

Der damalige ARD-Programmdirektor Volker Herres fand eine fünfte Staffel überflüssig. „Die Serie lebte von den letzten Stunden und Wochen der DDR. Dieser große Bogen ist so weit nach der Wende auserzählt“, war seine Begründung.

Der Widerspruch dazu war gering, es stimmte ja, dass „Weissensee“ an erzählerischer Kraft verloren hatte, das Urteil muss erlaubte sein, dass die Produktion ins „Dallas Ost“-Fahrwasser geglitten war. Das Finale mündete in die Frage, ob Martin Kupfer seinen sterbenden oder doch überlebenden Bruder Falk im Arm hält. Überdramatisiert, emotionaler Kitsch, „Weissensee“ hatte ihren Stoff aus den Augen verloren.

Natürlich kann jede Fiktion in ihrer Fortsetzung in die Spur kommen, bei dieser Serie waren und werden Profis am Werk sein. Und Regina Ziegler, diese gewiefte Produzentin, hat das Momentum erkannt. „Ossi“-Land ist nicht auserzählt, dafür braucht es nicht die Aufregung um die beleidigenden Äußerungen von Springer-CEO Mathias Springer, es reicht ein Blick auf die Sachbuch-Bestsellerliste: Die Polemik von Dirk Oschmann „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ hält unverändert die Spitzenposition.

Es war mal die ARD, die ein starkes Gefühl für „wahrhaftiges Fernsehen“ in Serie hatte. Lange Jahre fühlte die „Lindenstraße“ den Westdeutschen den Puls, auf einer weiteren, höheren Ebene lieferte „Weissensee“ das Ost-Pendant. Derartige Lebensbegleitung fehlt als aktuelle TV-Erzählung, gleich ob im Fernsehen oder beim Streaming.

Also „Weissensee V“. Wenig ist noch bekannt, allerdings Ziegler schon annoncierte, dass die ARD nicht als Kooperationspartner an Bord ist. Entscheidend ist das nicht, trotzdem ein dickes Fragezeichen an dieses Faktum gesetzt werden muss. Die ARD, zu deren Mitglieder der RBB, der NDR mit Mecklenburg-Vorpommern und die Dreiländeranstalt MDR gehören, lässt sich diesen Stoff allem Anschein nach entgehen. Wie leicht hätte der Senderverbund durch erneutes Engagement den wiederholten Vorwürfen, der Osten Deutschlands sei nur der Blinddarm im Ersten, begegnen können. Hätte, hätte, Fahrradkette.

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