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POLITOPER„Un ballo in maschera“: Peng, Peng auf dem Parteitag

Schon Giuseppe Verdi hat die Handlung des „Maskenballs“ bedenkenlos verlegt. Königsmord auf der Bühne, das wollten die Zensoren nicht erlauben, also ließ er das Politdrama kurzerhand im fernen Boston spielen.

Schon Giuseppe Verdi hat die Handlung des „Maskenballs“ bedenkenlos verlegt. Königsmord auf der Bühne, das wollten die Zensoren nicht erlauben, also ließ er das Politdrama kurzerhand im fernen Boston spielen. Nun wird also der Gouverneur erschossen, und ob das verhängnisvolle Stelldichein der Liebenden auf einem Galgenhügel in Schweden oder in Amerika stattfindet, ist wirklich egal. Die dramaturgischen Unwahrscheinlichkeiten und die Gefahr der unfreiwilligen Komik werden dadurch weder größer noch kleiner.

Das Regieteam Jossie Wieler/Sergio Morabito erzählt die Geschichte eines zögerlichen Herrschers, der sich in die Frau seines besten Freundes verliebt, auf einem modernen Parteitag. Das klingt nach einem Abziehbildchen aus dem Handbuch „Regietheater leicht gemacht“, aber die vielfach ausgezeichneten Regisseure haben bisher noch jedes Mal die Kurve gekriegt und sämtliche Klischees vermieden. Legendär sind ihre Stuttgarter Inszenierungen während der Ära Zehelein oder eine überraschend witzige „Ariadne auf Naxos“ bei den Salzburger Festspielen. Bei ihrem längst überfälligen Berlin-Debüt an der Staatsoper soll der Humor nicht zu kurz kommen. Schließlich ist es ziemlich lächerlich, wenn der tödlich getroffene Herrscher sich noch minutenlang von allen Umstehenden verabschiedet. Mit dem nötigen Ernst wird der erste Gastdirigent Philippe Jordan am Pult der Staatskapelle dafür sorgen, dass Riccardo, Renato und Amelia durch Verdis Musik ihre Glaubwürdigkeit erhalten. Da steht einer rauschenden Ballnacht hoffentlich nichts mehr im Wege. Uwe Friedrich

Staatsoper, So 20.1., 19 Uhr (ausverkaufte Premiere), Do 24.1. u. Mi 30.1., 19.30 Uhr, 20-80 €

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