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Kultur: Pomadig

Wenn Danny mit Sandy: „Grease“ im Admiralspalast

Trends haben kein langes Leben. Im Moment tragen alle Jungs Pony und chatten bei Facebook. Was in zwei Jahren ist, weiß keiner. 1950 ragten die Haare statt Pony pomadezementiert nach oben – eine Jugendkultur, die das Musical „Grease“ seit 40 Jahren feiert, obwohl sie schon zum Zeitpunkt der Entstehung des Musicals (1971) lange vorbei war. Künstlichkeit allerorten – auch bei Regisseur David Gilmore, der „Grease“ Anfang der Neunziger im Londoner West End auf die Bühne gebracht und diese Inszenierung jetzt für den deutschen Markt überarbeitet hat. Am Donnerstag war Berlin-Premiere im Admiralspalast (noch bis 20. März). Über den Status von Schablonen kommen die Figuren lange nicht hinaus – und doch ist da mehr, vor allem in der zweiten Hälfte: Eine Tendenz zur Selbstironie und Karikatur, die das Puppenhafte aufbricht. Sanne Buskermolen als Sandy ist Engel und Backfisch zugleich, ihre Verwandlung vom Kätzchen zur Schlange vielleicht etwas zu abrupt, aber sie überzeugt mit dunklem Timbre, vor allem im Refrain der Glanznummer „Hopelessly Devoted to You“. Lars Redlich spannt als Danny seinen Körper bis in die letzte Muskelfaser und fährt – wie das so sein muss – ständig mit dem Kamm durch die Haare. Ihm fehlt die Zerbrechlichkeit, die John Travolta so unwiderstehlich gemacht hat, dafür hat er das Talent zum Komiker: Wenn er angesichts von Sandys Brüsten seine Hand nicht unter Kontrolle bekommt und sich selbst streichelt, bekommt der Abend fast die Ästhetik eines Comics. Das ist nicht das Schlechteste, was ihm passieren kann. Udo Badelt

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