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Ulrike Demmer wird neue Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).

© obs/Thomas Ernst

Neue RBB-Intendantin Ulrike Demmer: Eine wirklich große Aufgabe

Der Wahlprozess war chaotisch, die Wahl eindeutig. Die neue Intendantin muss den RBB neu denken.

Joachim Huber
Ein Kommentar von Joachim Huber

Stand:

Es ist kaum eine Wahl im öffentlich-rechtlichen Rundfunk erinnerlich, die unter derart chaotischen Umständen abgelaufen ist. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg, der RBB hat Geschichte geschrieben. Nicht der Sender selber, nicht die Mitarbeitenden waren es, sondern die Findungskommission und der Rundfunkrat haben sich nach Kräften blamiert. Wenn der öffentlich-rechtliche Sender eine Reform braucht, dann dürfen die Gremien nicht übersehen werden. Es waren Amateure am Werk, wo Profis nötig waren.

Windiger Findungsprozess

Ulrike Demmer heißt die neue RBB-Intendantin. Schon dass sie diesen windigen Findungsprozess, in dem zwei Kandidatinnen und ein Kandidat nach und nach ausstiegen, durchgestanden hat, spricht für sie. Nicht ausgeschlossen, dass sie während ihrer Jahre als Sprecherin der Bundesregierung derartige Irrungen, Wirrungen zu überstehen gelernt hat.

Sie wird dieses Stehvermögen brauchen, denn die anstehende Aufgabe ist, wie sie selbst sagt, „groß“. Der RBB ist nach wie vor damit beschäftigt, die (Ruf-)Schäden aus der Ära Schlesinger zu beseitigen. Zwar hat Interimsintendantin Katrin Vernau schon den Sparkurs eingeschlagen, aber der wird unweigerlich ins nächste Problem führen: ins Programm.

Die Journalistin Demmer hat in ihren ersten Äußerungen darauf abgehoben, dass der RBB für guten, ja sehr guten Journalismus stehen muss. Aber der kostet Geld - und schon stellt sich Frage, woher dieses Geld kommen soll. Der Sender denkt in Omnipotenz und Omnipräsenz. Also werden 24/7 alle Medien bespielt, alle Genres bedient, sechs Radiowellen sind gerade genug, das RBB-Fernsehen muss Vollprogramm sein.

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg muss sich mit der neuen Intendantin neu denken. Vertrauen muss wiedergewonnen werden, das Gehaltsgefüge sich von öffentlich-rechtlichem Dienst auf öffentlichen Dienst zubewegen, ansonsten der einzige Daseinszweck nicht erfüllt werden kann: Programme, die den Rundfunkbeitrag rechtfertigen. Der RBB ist eine Rundfunk-, keine Versorgungsanstalt.

Ulrike Demmer kennt das politische Geschäft. Deswegen wird ihr nicht entgangen sein, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk in den Fokus der Politik geraten ist. Eine wachsende Zahl von Ministerpräsidenten fordert Gehaltsdeckel (auch für die RBB-Intendanz), fordert Reformen bei Struktur und Auftrag, fordert, dass der Rundfunkbeitrag bei 18,36 Euro stabil bleibt.

In dieser Zeitenwende für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk übernimmt Ulrike Demmer die RBB-Intendanz. Eine große, eine wirklich große Aufgabe.

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