Über das heutige Russland macht sich Tessa Szyszkowitz keine Illusionen: „Der ehemalige Geheimdienstoffizier Putin baute systematisch einen autoritären Staat auf.“ Es ist ein Staat, der durch die undurchsichtigen Methoden des Geheimdienstes FSB und die kleptokratischen, „ebenfalls demokratiefeindlichen Mechanismen der Oligarchie“ in die Zange genommen wird. Ein Staat, der seine Kritiker vertreibt, einsperrt oder umbringt und damit erfolgreich an die autoritäre Tradition Russlands anknüpft, schreibt Szyszkowitz, die bis vor kurzem für das österreichische Nachrichtenmagazin „Profil“ aus Moskau berichtet hat: „Auf die absolutistisch herrschenden Romanows folgten die Bolschewiken. Die Diktatur des Proletariats verhinderte jede demokratische Regung im Volk … Demokratie braucht die richtigen Voraussetzungen. Und Zeit. Zwanzig Jahre Freiheit sind nicht genug, um ein demokratisches Bewusstsein zu entwickeln. Nur deshalb lehnen sich die Russen so bereitwillig an die starke Schulter ihres autoritären Führers Wladimir Wladimirowitsch.“ Doch das zukünftige Russland, da ist sich die Autorin sicher, wird ein anderes sein. Die Zukunft des Landes sind die selbstbewussten jungen Russen, die „sich nicht mehr von autoritären Führern für dumm verkaufen“ lassen werden. In elf Porträts junger Russen lässt Szyszkowitz diese Zukunft aufscheinen: Statt Putin werden dann Menschen wie die georgisch-russische Investmentbankerin Nino Bolotaschwili und der liberale Politiker Ilja Jaschin das Sagen haben. Hoffentlich behält die Autorin recht. Sebastian Bickerich
Tessa Szyszkowitz: Die neuen Russen. Die Generation nach Putin. Picus Verlag, Wien 2010. 136 Seiten, 19,90 Euro.