Akademie der Künste: Qualität zuerst
Um den geplanten (Wieder-)Aufbau des Schlosses mit Humboldt-Forum sollte es am Sonntag in der Berliner Akademie der Künste gehen. Doch ein Dialog kam nicht zustande.
Um den geplanten (Wieder-)Aufbau des Schlosses mit Humboldt-Forum sollte es am Sonntag in der Berliner Akademie der Künste gehen, diesmal als Teil der Veranstaltungsreihe „Baukultur im Dialog“, mit der die noch junge Bundesstiftung Baukultur an die Öffentlichkeit tritt. Doch ein Wechselgespräch kam trotz des umstrittenen Gegenstands nicht zustande. Stattdessen wurden auf Fragen des Moderators und Stiftungsleiters Michael Braum vorbereitete Stellungnahmen abgelesen. Drei Mitglieder der Schlossbau-Jury saßen auf dem Podium – die Architekten Petra Kahlfeldt, HG Merz und der Stadtplaner Peter Zlonicky –, dazu die beiden Kritiker Falk Jaeger und Gerwin Zohlen.
Petra Kahlfeldt hielt ein vehementes Plädoyer für den Siegerentwurf von Franco Stella im Besonderen und die Zulässigkeit historischer Rekonstruktion im Allgemeinen, Jaeger bestritt sie und sprach zudem der Idee des Humboldt-Forums jede „Strahlkraft“ ab. Zlonicky forderte gemäß einer – kaum je verwirklichten – Doktrin der Moderne, das Schloss „von innen nach außen zu bauen“. Zohlen spitzte den Bundestagsbeschluss zu den Barockfassaden Schlüters zum „Sieg demokratischer Vernunft über ideologische Verbohrtheit“ zu. Merz schließlich hielt einen Bildervortrag über Museen als Wissensspeicher und ein Plädoyer für den die Bundestagsvorgaben missachtenden Entwurf der Berliner Architekten Kühn Malvezzi. Deren Namen fielen gestern häufiger als der des Wettbewerbssiegers Stella, und die Zuhörerschaft stand – in der Akademie erwartungsgemäß – auf Seiten der Moderne, wie immer sie aussehen mag.
Auch als Braum um Fragen aus dem Publikum bat, kam keine rechte Debatte zustande: Man lieferte überwiegend Zusatzreferate. Wie wenig über die Aufgabe „Humboldt-Forum im Schloss“ bei deren Verächtern nachgedacht wird, betonte Petra Kahlfeldt: Sie könne es „nicht mehr hören, dass es da nichts zu entwerfen“ gebe. Es sei „eine gigantische Entwurfsleistung“, innerhalb der Kubatur der Schlossfassaden ein Museum anzuordnen. Aus dem Publikum folgte daraufhin die abfällige Bemerkung, die nackten Mauern des Schlosses – wie Kühn Malvezzi sie vorschlagen – würden zeigen, „wie banal und schlecht proportioniert das Original“ gewesen sei. Als ob Schlüter je an nackte Mauern gedacht hätte – und nicht vielmehr an die Anbringung von skulpturalem Schmuck.
Auf diesem Niveau bewegten sich die Podiums teilnehmer zum Glück nicht mit ihrer einhelligen Forderung nach unbedingter Qualität der Rekonstruktion – damit das Berliner Schloss nicht dem unlängst wiederhergestellten Braunschweiger Schloss gleicht, dessen Fassade nichts weiter als eine banale Shopping-Mall verhüllt. Bernhard Schulz