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Thom Yorke von der britischen Band Radiohead

© picture alliance / dpa/Britta Pedersen

Radiohead in Berlin: Regen, Terror und das Bedürfnis, endlich mal in Ruhe gelassen zu werden

Gleich an vier Abenden spielt die britische Band Radiohead diese Woche in Berlin. Gelegenheit für eine kleine Erinnerung an ihr Konzert in der Wuhlheide am 11.9. 2001.

Gerrit Bartels
Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Stand:

Man könnte auf den Gedanken kommen, dass ganz Berlin, naja, sagen wir: das ganz popkulturelle Berlin, gerade von nichts anderem spricht als von der britischen Band Radiohead. Gleich vier Abende spielen Radiohead diese Woche in der Uber Arena, und wer die Band 2016 beim Lollapalooza Festival im Treptower Park gesehen hat, ihrem letzten Auftritt hier in der Stadt, begleitet von einem herrlichen spätsommerlichen Sonennuntergang, ahnt: Es kann eigentlich nur großartig werden, egal an welchem der vier Abende.

Und wer, wie ich, die Band schon ein bisschen länger begleitet, erinnert sich sicherlich noch an einen anderen denkwürdigen und wegen der Umstände alles andere als großartigen Radiohead-Auftritt: den am 11. September 2001 in der Wuhlheide, als ein paar Stunden zuvor die Türme des World Trade Centers und fast 3000 Menschen einem Terrorangriff zum Opfer fielen und die Welt eine andere wurde.

Merkwürdig war allein, dass Radiohead das Konzert nicht abgesagt hatten, wie auch andere Bands nicht zuletzt aus den USA in den darauf folgenden Tagen, etwa Shellac; dass überhaupt alles wie immer bei einem Konzert dieser Größenordnung zuging, vom Gedrängel an den Eingängen und den Bierständen bis hin zu den Staus vor der Wuhlheide. Weniger merkwürdig und passend zum Eindruck der schauerlichen Bilder, die sicher viele Leute in der Wuhlheide im Kopf hatten, war der Regen, der unablässig fiel.

Radiohead begannen dann ihre Show, auch wieder seltsam genug, als wäre so gar nichts passiert. Doch sollte ihr Mastermind Thom Yorke nach mehreren Songs sagen, dass es „absolut nichts zu diesem verdammten Tag zu sagen“ gäbe. Ja, was hätte er so spontan sagen sollen? Yorke und seine Band bemühten sich schließlich schon irgendwie, die Ereignisse zu kommunizieren.

Stellten dem Publikum, warum auch immer, die Frage, ob es überhaupt wisse, was heute passiert sei, zählten die Ein- und Absturzstellen der vier von den Terroristen gesteuerten Flugzeuge auf, offenbarten, dass ihnen das alles an die Nieren gehe, und spielten den Song „Paranoid Android“, in dem es zu Beginn heißt: „Please could you stop the noise/ I’m trying to get some rest?“ Ein frommer, gar nicht mal so kryptischer Wunsch an diesem Abend.

Die Welt ist keine bessere geworden seit diesem 11. September, und der Wunsch aus „Paranoid Android“ dürfte auch heute Abend in der Uber Arena und überhaupt dieser Tage ein frommer, aber nur zu verständlicher sein.

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