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Trägt Gott in sich. Kanye West.

© AFP

Neus Album „Jesus Is King“: Rapper Kanye West sieht sich in Diensten von Jesus Christus

Das Licht in seiner Dunkelheit: Kanye West hat auf seinem durchschnittlich guten Album „Jesus Is King“ endgültig zu Gott gefunden.

Ach Gott, kann man jetzt wirklich mal ausrufen, ganz ohne blasphemisch zu sein. Kanye West did it, er hat es vollbracht: Sein neues Album ist in der Welt, das neunte des aus Chicago stammenden Rappers, Kim-Kardashian-Ehemanns und Donald-Trump-Anhängers, nachdem es mehrmals verschoben und einmal angeblich ganz auf Eis gelegt worden war.

„Jesus is King“ heißt das am Freitagnachmittag in den USA veröffentlichte Album wie erwartet (G.O.O.D. Music/Def Jam/Universal), enthält elf Stücke und hat keine halbe Stunde Spieldauer.

Das deutet nicht zuletzt im Verein mit zwei unvermittelt abbrechenden Stücken darauf hin, dass West in der letzten Zeit nicht gerade aus dem kreativen Vollen geschöpft hat.

Um was es geht, in welche musikalische Richtung Kanye West steuert, daraus hatte er in den vergangenen Monaten keinen großen Hehl gemacht. Immer wieder veranstaltete er an verschiedenen Orten obskure Gottesdienste mitsamt Ehefrau und Gospel-Chören, unter anderem beim kalifornischen Coachella Festival, und verkündete dabei, geläutert zu sein, seine Bestimmung, eben Gott gefunden zu haben: „Ich bin in Diensten von Christus und mein Job ist es, das Evangelium zu verbreiten“.

„Jesus Is King“ jedenfalls ist eine reine Gottesfeier

Genau so ist das, dafür reicht allein der Blick auf die Songtitel. „Follow God“ heißt ein Stück, „ On God“ ein anderes, es folgen „God is“, „Hands On“ „Use This Gospel“ und „Jesus is Lord“. Und wie heißt es in einem der Stücke: „God is /My light in darkness, oh God, God is /He, He is my all and all (And I'll never turn back)“. Ob Kanye West das wirklich nicht tut, nachdem er Gott nun einmal gefunden hat? Man mag es kaum glauben.

„Jesus Is King“ jedenfalls ist eine reine Gottesfeier, von Yeezus zu Jesus sozusagen. Es beginnt mit einem hübsch zwingenden Gospel-Stück, das auf jedem Soul-Album der siebziger Jahre eine gute Figur machen würde, und setzt sich dann fort mit dem auf einer düster-dräuenden Kirchenorgel basierenden „Selah“. Dieser Track schraubt sich mit „Hallelujah“- Chören in immer höhere Höhen, dazwischen rappt West, dass Gott der König sei und er sein Soldat. Später vergleicht er, wenigstens einmal säkular gestimmt, seine Frau mit einer Fast-Food-Kette, um sich im Weiteren wieder in Gänze dem Predigen und Lordpreisen hinzugeben.

Ein begnadeter Rapper war West nie

Musikalisch ist das mal stärker, mal schwächelnd, mit Soul-Samples, zittrigen Trompeten-Solos und schleppenden Beats. Ein begnadeter Rapper und Sänger war West nie, was man hier immer wieder gut merkt, wenn seine Gäste zum Zug kommen, darunter Ty Dolla Sign, Fred Hammond und Ant Clemons.

Nur spielt das auch keine große Rolle: Gegen dieses Album ist nicht viel einzuwenden. Es ist ganz gut, es hat seine Momente, seine Melodien, wie zum Beispiel gegen Ende das schöne „Hands On“. Nur rechtfertigt es nicht den ganzen Veröffentlichungszauber, darauf haben Pop- und Hip-Hop-Welt sicher nicht gewartet; und es fällt doch stark ab gegen das, was Kanye West früher so veröffentlicht hat.

Aber wer zu Gott gefunden hat, gibt sich mit so was Profanem sowieso nicht ab, mit Vergleichen früherer Großtaten; zumal Kanye West, das wird er ja nicht müde zu betonen, der Sinn nach ganz anderem, noch Höherem steht, nämlich US-Präsident werden. Und dann Gnade uns Gott.

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