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Royston Maldoom

©  Privat

Royston Maldoom wird 75: Der Schrittmacher

2004 wurde er schlagartig berühmt - mit "Rhythm is it!". Jetzt feiert der Tanzpädagoge Royston Maldoom 75. Geburtstag. Das Radialsytem präsentiert einen Querschnitt seines Schaffens.

Von Sandra Luzina

Sein Leben lang ist er auf Achse. Unermüdlich reist er durch die Welt als Ein- Mann-Krisenkommando, um Tanzprojekte mit Jugendlichen zu realisieren. Seinen 75. Geburtstag aber feiert der Choreograf und Tanzpädagoge Royston Maldoom in seiner Wahlheimat Berlin. Viel Aufhebens will er darum nicht machen, und so reißt er im Gespräch erstmal ein paar Witze über Ärzte und Pillen. Klar habe er sich vorgenommen, etwas kürzer zu treten, erzählt er. „Ich hatte ein recht ruhiges Jahr, weil ich endlich gelernt habe, nein zu sagen.“

Aber von Ruhestand kann bei ihm nicht die Rede sein. Der Brite ist ein Pioniere des Community-Dance. Sein Credo: Jeder Mensch kann tanzen – unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht und körperlicher Befähigung. Diese auf Rudolf von Laban zurückgehende Philosophie trifft heute auf fruchtbaren Boden. Den jungen Tanzpädagogen, die er unter seine Fittiche nimmt, schärft Maldoom ein: „Wenn du Erfolg haben willst mit dieser Arbeit, musst du erst mal an dir selbst arbeiten. Versuche nicht, ein Sozialarbeiter zu sein. Sei du selbst! Liebe die Kunst und teile sie mit anderen.“

Der Erfolg hat ihn selbst überrascht

Der Dokumentarfilm „Rhythm Is It!“ von 2004 machte Royston Maldoom schlagartig berühmt. Darin ist zu sehen, wie er mit 250 Berliner Schülern Strawinskys „Sacre du printemps“ auf die Bühne bringt – gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Simon Rattle. Der Erfolg habe ihn damals selbst überrascht, erzählt er. Seitdem reißen sich alle um den charismatischen Tanzpädagogen. Heute schickt er schon mal einen seiner Assistenten los. Doch er hat immer noch seine Herzensprojekte – ob mit Geflüchteten in Duisburg oder mit Palästinensern in Gaza. An der Arbeit mit Laien reizt ihn die besondere Fragilität und Aufrichtigkeit. „Sie können nicht lügen. Du erkennst den Moment, wenn Körper und Geist in Harmonie sind.“ Doch Maldoom hat auch lange mit professionellen Tanzkompanien gearbeitet.

Zu seinem 75. Geburtstag wird im Radialsystem ein Querschnitt seines 40-jährigen choreografischen Schaffens präsentiert. Für „Crossing the Lines“ hat er fünf seiner Arbeiten mit der Kompanie Tanzmoto aus Essen einstudiert. „Es war schön, mal wieder mit einer Gruppe von professionellen Tänzern zu arbeiten“, meint er. Seiner Philosophie bleibt er treu: „Ich behandle alle gleich“. Für ihn macht es keinen Unterschied, ob er eine Ballerina oder ein äthiopisches Straßenkind vor sich hat. Das ist sein Erfolgsrezept, Royston Maldoom sieht nicht das Trennende, sondern betont das Verbindende zwischen den Menschen. Und er brennt immer noch für den Tanz.

„Crossing the Lines“, Radialsystem, an diesem 24. und 25. 3., jeweils 20 Uhr

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