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Wie die Elfen: Schmetterlingsbilder in der Pool Gallery

Mit Charme, ohne Kokon: Harf Zimmermanns Schmetterlingsbilder wecken die Vorfreude auf den Frühling. Die Aufnahmen sind in einer Ausstellung in der Pool Gallery in Mitte zu sehen.

Frühling: Was war das gleich noch mal? Viel Grün und Licht und Vogelgezwitscher. Irgendwo in den Untiefen des Bewusstseins ist sie vergraben, die Erinnerung an warme Tage, Sonnenbrillen und Insekten. Bruchstückhaft.

Da wurde auch höchste Zeit, dass uns jemand auf die Sprünge hilft. Also, danken wir der Pool Gallery. Ihre kleinen, feinen Räume in der Tucholskystraße geben selbst den schlimmsten Schneeschimpfern und Heizungsheulern ausreichend Grund zur Vorfreude. Denn die Schmetterlinge, die sich hier – hundertfach vergrößert – auf riesigen Fotografien ausbreiten, sind nicht einfach bloß Schmetterlinge. Sie sind prächtig, edel, würdevoll. Die Majestäten ihrer Zunft.

„Kunstwerke“ nennt sie Harf Zimmermann, „Botschafter aus dem Reich der Elfen und Feen“. Der Fotograf aus Dresden hat bei Arno Fischer studiert, die renommierte Ostkreuz-Agentur mit ins Leben gerufen und 2004 seine Leidenschaft für Flattertierchen entdeckt. Je länger er für das Naturkundemuseum arbeitete und dort die vier Millionen Ansichtsexemplare unter die Lupe nahm, desto seltener konnte er die Augen von ihnen lassen: Längst tot und auf goldene Nadeln gepinnt, hatten Pfauenauge und Zitronenfalter ziemlich wenig von ihrer Unbeschwertheit eingebüßt. Selbst wenn sie die eigene Vergänglichkeit spiegeln, tun sie das „wie hingehaucht".

Und jetzt, wo sie auf 180 mal 225 Zentimetern abgebildet sind und aus pechschwarzem Hintergrund hervortreten, nimmt das Staunen und Süßholzraspeln immer noch kein Ende. Zu nah kommt man diesen sonst nur flüchtig beachteten Wesen, als dass man sich ihnen entziehen könnte. Den schmalen, pelzigen Körpern, die aussehen, als existierten sie bloß, um zwei mächtige Flügel zusammenzuhalten. Den komplexen Farbmustern, die sogar eine wenig bunte, klassische Coco Chanel erfreut hätten.

Zimmermann hat seine Musen so abgelichtet, wie Marc Naroska, Designer und Mitbegründer von c/o Berlin, die Schmetterlingswerke hier in der Galerie-Ausstellung als Kurator arrangiert – als versuchten sie sich in ihrer Eleganz, Geschmeidigkeit und Leuchtkraft unentwegt gegenseitig zu übertreffen. Das Rennen könnte „Morpho Godarti“ machen, ein Exot aus Bolivien, der schimmernde Verläufe von Blau über Lila bis Rot auf seiner Spannweite unterbringt. Und Adern, so dick wie Äste (8 500 Euro). Keine Ausstellung, die tief geht. Aber eine, die beflügelt.

Pool Gallery, Tucholskystr. 38; bis 5.3., Di - Sa 11 - 18 Uhr u. n. Vereinbarung.

Annabelle Seubert

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