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Kultur: Schöner sparen

Ernsthafte Kinoarbeit jenseits des Gängigen ist teuer. Letzten Sommer musste das alte Filmkunsthaus Babylon als kommunales Kino wegen dauerhafter Unterfinanzierung schließen, aber auch das vergleichbar üppig ausgestattete Arsenal hat für die Programmarbeit zu wenig Geld.

Ernsthafte Kinoarbeit jenseits des Gängigen ist teuer. Letzten Sommer musste das alte Filmkunsthaus Babylon als kommunales Kino wegen dauerhafter Unterfinanzierung schließen, aber auch das vergleichbar üppig ausgestattete Arsenal hat für die Programmarbeit zu wenig Geld. Häufige Folge: Viele Retrospektiven reisen quer durch Europa – so sparen alle Beteiligten wenigstens an den enormen Zoll- und Transportkosten.

Doch selbst komplette Fimpakete kommen nicht immer ans Ziel. Letzten Sommer hatten die Arsenalistinnen die einmalige Gelegenheit, eine vom Wiener Filmmuseum ausgerichtete Kurosawa-Retrospektive zu übernehmen, doch die Sache allein zu stemmen, war unmöglich – und ausnahmsweise fand sich auch keinerlei externe Unterstützung. So stehen jetzt nur drei Filme von Kurosawa im Programm. Vielleicht wird mancher die grandiose King-Lear-Adaption Ran (heute und morgen) mit ein wenig mehr Ehrfurcht sehen, wenn er weiß, dass allein für die Lizenzgebühren rund 500 Euro fällig waren, für die Filmmiete kam noch mal fast das Gleiche hinzu.

Wer sein Programm im Wesentlichen mit eigener Ware füllt, hat es da leichter – etwa das fest mit dem Progress-Verleih liierte Blow Up, das immer wieder Defa- Raritäten präsentiert. Diese Woche zeigt man dort Kurt Maetzigs Berlin im Aufbau (1946) – mit Bildern vom legendären Gemüseanbau im gerodeten Tiergarten und den ersten wieder in Betrieb genommenen U-Bahnstationen. Das Zeughaus wiederum zeigt heute mit It happened here (1966) eine Rarität aus der hauseigenen Sammlung des Deutschen Historischen Museums: Die Fantasie der jungen Regisseure Kevin Brownlow und Andrew Mollo über ein den deutschen Besatzern ergebenes Großbritannien widersprach dem britischen Nationalmythos und war bisher nur in einer sieben Minuten gekürzten Version zu sehen. Im Zeughaus gibt es die rekonstruierte Fassung.

Einen anderen Ansatz, zumindest die Transportkosten niedrig zu halten, verfolgt der Salzgeber-Verleih. Er setzt in seiner Reihe delicatessen auf digitale Projektion in extra ausgestatteten Kinos – die Daten lassen sich im Prinzip per E-Mail übertragen. Nun trifft es Mozart ; ein hübsch neuzeitliches Geburtstagsgeschenk an den notorischen Briefchenschreiber. Am Sonntag gratulieren die Hackeschen Höfe und das Filmkunst 66 nachträglich – mit der von Leonard Bernstein dirigierten Messe in c-Moll.

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