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Shanee Roes Bild „The Souvenirs“ ist 2025 Jahr entstanden und misst 160 x 200 Zentimeter.

© Shanee Roe; Foto: 68Projects

Shanee Roe in der Galerie 68projects: Spielarten der Liebe

Die junge Berliner Malerin Shanee Roe nähert sich dem Thema Sex in ihren Bildern auf spielerische Art. Sie gaukelt eine sympathische Naivität vor.

Von Angelika Leitzke

Stand:

Paare, die sich in verschiedenen Formationen sexuell begegnen, krude Körperfragmente, inszeniert in kaum zu identifizierbaren Räumen.

Mit einem unverstellten Blick auf Geschlechtsmerkmale und physische Nacktheit gibt die Malerin Shanee Roe in der Berliner Galerie 68projects Einblicke in die komplizierte Intimität zwischen Mann und Frau, die auch die psychische Komponente mit einschließen. 

Es gibt hier keine idealisierten Akte, keine Chancen für Voyeure, die durch das Schlüsselloch Tabuisiertes sehen wollen. Unbeholfenheit, Verspieltheit, aber auch Sehnsucht, Zärtlichkeit, Begehren, Sinnlichkeit und reine Fantasien spiegeln sich bei Roe wider. 

In ihren großformatigen, 2025 entstandenen Leinwandbildern in der Galerie 68projects legt gerade die Nacktheit die Verletzlichkeit des Menschen in seinen privatesten Bereichen bloß, ohne dass Kleider fallen müssen. 

Der deutsche Expressionismus stand Pate, aber auch ein Hauch der Neuen Wilden, die in den 1980ern mit einer antiintellektuellen Kunst und einem unbeschwerten Duktus auffielen, weht durch die Bilder (Preise: 8400-11.600 Euro), wobei Roe das Reale mit dem Surrealen, dem Grotesken verbindet. So stochert sie beharrlich im tiefen Grund leiblicher Genüsse, ohne jemals die seichten Gewässer purer Pornografie zu berühren. 

Rot wie die Leidenschaft

Auffallend ist bei 68projects die Dominanz des Komplementärkontrastes zwischen Rot und Grün. Farben, die mit verschiedenen Gefühlszuständen oder Befindlichkeiten assoziiert werden können: Rot als Zeichen für Leidenschaft und Energie, aber auch für Gewalt und Wut, Grün als Symbol für Aufbruch und Erwachen ebenso wie für Passivität oder Unreife. Raffiniert mildert Roe diese Dualität mit changierenden Tönen wie Gelb, das für Ausgelassenheit und Heiterkeit oder aber Neid und Rachsucht stehen kann.

Pikant sind ihre höchst humorvollen Anspielungen auf die biblische Geschichte: Bei trautem Lampenschein hält Eva auf der Wohnzimmercouch die Paradiesschlange zwischen ihren ausladenden Schenkeln und plänkelt mit ihr. Wer hat nun Adam tatsächlich verführt? Und in üppiger Fülle, lasziv auf dem Bett hingebreitet, mögen der Nackten angesichts der himmlischen Heerscharen männlicher Putti über ihr leise Zweifel an der unbefleckten Empfängnis aufkommen. 

Es gibt auf irdischem Boden aber auch die simple Fortpflanzung zwischen Weiblein und Männlein, wobei aus der Brust der stillenden Mutter bei Roe nicht die Milch, sondern ein fragender Kopf herausquillt. Maria lactans, ein tradiertes christliches Motiv der alten Meister, lässt grüßen. 

Shanee Roe, geboren 1996 in New York, studierte unter anderem bei Christoph Ruckhäberle an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und bei Daniel Richter an der Wiener Kunstakademie. Sie stellte in den USA, in Israel, Italien, Deutschland oder Österreich aus und lebt heute in Berlin.

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