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Unknown Mortal Orchestra

© Juan Ortiz Arenas

Sonnengebleichter Kalifornientraum: Unknown Mortal Orchestra spielen im Metropol

Von Portland nach Palm Springs: Das Unknown Mortal Orchestra fand Inspiration in der Ferne und schuf das psychedelische Indiepop-Album „V“. Am Sonntag live zu erleben in Berlin.

Nach acht Jahren war die Luft raus: ununterbrochen auf Tour, dazwischen Familie, kleine und große Lebenskrisen – Ruban Nielson, Sänger, Songwriter und Kopf der gefeierten Psych-Pop-Band Unknown Mortal Orchestra, brauchte Ruhe: „Ich werde ja auch älter“, erzählt der Neuseeländer und lacht.

Dass daraus eine fünfjährige Bandpause erwachsen würde, war dann allerdings nicht geplant. Dafür kehrte die Band, eher ein wechselndes Kollektiv um ihn, seinen Bruder Kody Nielson und Bassist Jacob Portrait, im März mit einem Doppelalbum zurück auf die große Popbühne.

Für „V“ verließ Nielson seine Wahlheimat, das regnerische Portland im Nordwesten der USA, für Palm Springs, die legendäre Wüstenstadt in Kalifornien: „Portland ist eher düster, verregnet und versprüht Goth-Atmosphäre, Palm Springs dagegen ist gleichzeitig albern und luxuriös, man hat einen Swimming Pool im Garten und die Sonne scheint.“

Wo einst schon Frank Sinatra sich die Sonne auf dem Bauch scheinen ließ, arbeitete Nielson gemeinsam mit seinem aus Neuseeland angereisten Bruder an neuer Musik. Familie war überhaupt eine große Inspiration: die musikalischen Traditionen ihrer Eltern, einst Mitglieder von Showbands, die in großen Hotelresorts rund um den Pazifik auftraten. Da kamen hawaiianischer Pop ihrer Familie mütterlicherseits und US-amerikanischer Classic-Rock-Radio-Sound, der aus dem Autoradio des Vaters tönte, zusammen.

Womit man schon bei der zweiten großen Inspiration für „V“ wäre, nämlich das Auto. Nachdem die Skizzen für das Album standen, setzten sich die Nielson-Brüder in ihren Wagen: „Wir sind viel nachts herumgefahren, haben uns die Stadt angeguckt, verschiedene Kombinationen von Songs angehört, über das Leben geredet und überlegt, was musikalisch gut zusammenpasst.“

Daraus ist ein stimmiges Ganzes entstanden, das zwar immer noch ihre DNA von psychedelischem Indiepop beibehält, aber mit Sonnenstrahlen angereichert hat: Es klingt sonnengebleicht wie die Häuser von Palm Springs und ruft die vorbeiziehenden Landschaften bei endlosen Roadtrips in Erinneung. Es versprüht warme Lethargie und wirkt gleichzeitig so federleicht wie melancholisch.

Und es musste dann eben auch ein wenig länger werden, meint Nielson: „Ich wollte die Zeit, die ich weg war, wiedergutmachen. Und die Songs, die über so einen Zeitraum entstanden sind, brauchen auch Raum zum Atmen.“ So viel Pop, sinniert er, habe er sich vorher nicht getraut. Und schon allein deswegen bräuchten die Songs meditative Elemente, um die Balance zu halten.

Ob damit nun auch der Nollendorfplatz einen Hauch von Palm Springs erhalten kann, das stellen Ruban Nielson und die Band am Sonntag im Metropol Theater unter Beweis. Den trockenen Wüstensound bringen sie aber schon mal mit.

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