
© Kate Ledger / Promo
Sound und Stillstand: Kate Ledgers minimalistisches Klavier
Sie spielt mit Vorliebe zeitgenössische Musik, die langen Atem erfordert: Die britische Pianistin Kate Ledger spielt kommenden Mittwoch im KM28
Stand:
Wer kommenden Mittwochabend noch nichts vor, dazu ein Faible für minimalistische Klaviermusik hat, hat in Sachen Abendgestaltung eigentlich keine Wahl: Pianistin Kate Ledger kommt ins KM28. Neben der Beschäftigung mit traditionellen und erweiterten Spieltechniken, setzt sich die Britin mit Vermittlung, Körperlichkeit und Spiritualität mittels experimenteller künstlerischer Ansätze auseinander. Ruhe und Unbewegtheit sind konzeptionelle Ankerpunkte ihrer Programmgestaltung. Dabei wird ein weites Feld diverser Stillstands-Modi von Erinnerung über Meditation, von Beharrlichkeit zu Märchenhaftem oder Gesten der Beschwörung durchschritten. Mit einer Ausnahme sind alle zu hörenden Stücke in den zurückliegenden 25 Jahren entstanden.
Musikalische tour de force
Die musikalische tour de force der Innerlichkeit nimmt ihren Anfang mit Eva Maria Houbens „Keyboard Music 1“ (2002). Der hohle Quintklang auf C, der schließlich einen Ton aufwärts in die Durterz über d wandert, soll für das Kommende sensibilisieren. Denn, um den ersten Eindruck der einfachen, da ereignislosen Oberfläche zu überwinden, gilt es, sich auf das Hören „zwischen den Zeilen“ einzulassen. Es geht darum, frei nach Robert Musil, die (unerfüllten) „Möglichkeiten“ eines Klanges zu erfahren, das musikalische Ereignis subjektiv zu füllen.
So gerüstet wird auch Lucio Tascas „Jeux de vagues“ (2022), das Bezug auf den gleichnamigen zweiten Satz aus Debussys „La Mer“ nimmt, zugänglich. Und sicherlich auch „Es war einmal“ (2022) von Christopher Fox, in dem es dem Komponisten im Rückgriff auf deutsche Volksmärchen nicht so sehr darum geht, was, sondern wie erzählt wird.
Sensibel für Subtiles
Als sensibilisierend für noch die feinsten Veränderungen können, neben Morton Feldmans „Intermission 5“, zwei weitere Werke des Abends verstanden werden: Die beständig repetierten Sequenzen in „One, Two, Three“ (2022) von Federico Pozzer sind von Kundalini Yoga inspiriert und sollen eigene Handlungen reflektieren, Körperbewusstsein schaffen und so Veränderung in der Wiederholung erleben lassen. Der Frage nach der Grenze zwischen letzteren spürt Bunita Marcus in „…but to fashion a lullaby for you…“ (2000) nach. Hier wird eine kleine musikalische (Kern)zelle beständig in Veränderungen wiederholt.
Gespannt dürfen wir schließlich sein, wie lange Ledger sich an Ben Isaacs „Too Expanding“ (2001) aufhalten mag, denn das Stück darf zwischen 5 und 70 Minuten dauern: Die meisten musikalischen Parameter – Reihenfolge, Tempi, Wiederholungen, … – dürfen hier frei bestimmt werden.
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